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36 Kilo Kokain gefangen

■ Größter Fahndungserfolg in der Bremer Geschichte / Koks als Käse im Schrank

Wer hat denn denn Käse zum Zollamt gerollt?Foto: Falk Heller

Eine gute Ausbildung lohnt sich immer. Diese erfreuliche Erfahrung durfte am Dienstag der junge

Cocker-Spaniel-Rüde Boy machen. Für den Bremer Zoll entdeckte er an Bord des Kaffeefrachters „Ronneburg“ im Bremer Freihafen insgesamt 36 Kilogramm reines Kokain. Damit sicherten Boy und seine zwei tierischen Kollegen den größten Fund harter Drogen in der Bremer Fahndungsgeschichte.

Den Tip bekamen die Zollfahnder vom Zollkriminalinstitut. Dort laufen weltweit Informationen über Drogengeschäfte ein und werden regional ausgewertet. Gemeldet wurde ein Frachter, der den Stoff im kolumbianischen Buenaventura geladen hatte und im Neustädter Hafen Kaffee löschen sollte.

Als die Hunde am Dienstag Morgen im Proviantraum des Schiffes schnüffelten, müssen sie einen regelrechten Flash bekommen haben. In einem Karton lagerten, eingenäht in eine Lederjacke, sechs Kilo Koks, daneben lose noch einmal zwei Kilogramm. Im benachbarten Gefriergutraum wurden zwischen gefrorenen Lebensmitteln weitere 28 Kilogramm Kokain in Blöcken zu je zwei Kilo gefunden. Das Rauschgift war mit gelbem Gummischlauch überzogen und in Frischhalte-Folie eingewickelt und hatte damit das Aussehen einfacher Käseballen.

Verhaftet wurde der 36jährige Schiffskoch der „Ronneburg“. Er hat nach Angaben des Leiters der Bremer Zollfahndung, Klaus Thoms, den Stoff auf dem Schiff in Buenaventura in empfang genommen, umgepackt und verteilt. Der Stoff sei offenbar für Bremen bestimmt gewesen, erklärte Thoms weiter, wollte aber wegen laufender Ermittlungen keine weiteren Angaben über Kontaktpersonen machen. Der Koch gestand außerdem, bereits im Dezember letzten Jahres 10 Kilogramm Koks über Hamburg eingeschmuggelt zu haben.

Nach ersten Vermutungen der Zollfahnder stammt das Kokain aus dem „Kalli-Kartell“ im kolumbianischen Medellin und hat einen Marktwert von umgerechnet fünf Millionen Mark. Der Bremer Fahndungserfolg gilt mengenmäßig als Sensation, weil im abgelaufenen Jahr 1991 im gesamten Bundesgebiet nur 651 Kilo Koks sichergestellt werden konnten. Allerdings geht man von einer Jahreswelt-Produktion von 2.000 Kilogramm Kokain aus.

An der spektakulären Aktion waren etwa 20 Bremer Beamte und drei Drogenhunde beschäftigt. Die Vierbeiner werden in zweijähriger Ausbildung auf das Aufspüren von Drogen spezialisiert. Der Frachter hat den Bremer Freihafen wieder verlassen und steuert zur Stunde Hamburg an. mad

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