: Urlaub in Sun City !
■ Südafrika ist auf internationalem Parkett wieder hoffähig. Eine Stellungnahme der Anti-Apartheid-Koordination, die jahrelang zum Tourismusboykott aufrief
Südafrika ist auf internationalem Parkett wieder hoffähig. Eine Stellungnahme der Anti-Apartheid-Koordination, die jahrelang zum Tourismusboykott aufrief
VON RAINER UNRUH
S
un City — das Disneyland der Republik Südafrika, der Kruger Nationalpark, die Strände von Durban und Kapstadt.
Mit diesen Zielen wird das Südafrikanische Tourismusbüro auf der diesjährigen „Internationalen Tourismus-Börse“ (ITB) werben. Viele BesucherInnen werden denken, daß dies mittlerweile mit gutem Recht geschieht, denn in Südafrika gibt es ja anscheinend keine Apartheid mehr. Das allerdings ist ein Trugschluß.
Richtig ist, daß viele Apartheid-Gesetze abgeschafft worden sind. Einige wichtige im Erziehungssektor, Verwaltungswesen und Sicherheitsbereich bestehen aber weiter. Richtig ist auch, daß die Regierung Südafrikas weiterhin nicht demokratisch gewählt ist und auch kein Termin für die Einsetzung einer Interimsregierung, an der alle Bevölkerungsteile beteiligt wären, festgelegt ist. Das heißt, bisher ist die Apartheid nicht abgeschafft!!
Das erste Mal seit Jahren machen die im AAK zusammengeschlossenen Gruppen keine Boykottveranstaltung gegen die Teilnahme Südafrikas an der ITB mehr. Seit Mandelas Freilassung haben die „unkritischen“ Medien Europas die Situation in Südafrika so verharmlosend dargestellt, daß alle Welt glaubt, Südafrika sei ein demokratisches Land. Der AAK wird nicht wieder „gegen Windmühlen kämpfen“. Wir haben nicht die propagandistischen Mittel der südafrikanischen Regierung und ihrer Helfershelfer. Deshalb rufen wir heute alle dazu auf: „Reisen Sie nach Südafrika“. Sprechen Sie mit den 17.000 Familien, die durch brutalen Apartheid-Terror der letzten fünf Jahre mindestens ein Familienmitglied verloren haben. Sprechen Sie mit den 1,8 Millionen Schwarzen, die im reichen Südafrika von Nahrungsmittelhilfe abhängig sind. Sprechen Sie mit den Jugendlichen, die seit zehn Jahren keinen Schulunterricht mehr besuchen können, weil sie vom Staat verfolgt, mißachtet oder gar ermordet werden. Sprechen Sie mit den Einwohnern der „Homelands“, von denen 40 bis 60 Prozent unterernährt sind. Und sprechen Sie mit den Schwarzen, die pro 14.000 Einwohnern einen Arzt haben und eine Lebenserwartung von 47 Jahren.
Wenn Sie auf den Tafelberg in Kapstadt steigen, stören Sie sich hoffentlich nicht an den vielen Plastik- und Pappesiedlungen um die Stadt herum. Wir wünschen Ihnen einen guten Flug mit der South African Airways in Ihren Urlaub.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an den Anti-Apartheid-Koordinationskreis: R. Unruh, WFD e.V., Hedemannstr. 14, 1000 Berlin 61
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