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US-Richter läßt Kastration zu

Houston (ap) — Ein Richter im texanischen Houston hat am Freitag die freiwillige Kastration eines wegen Kinderschändung angeklagten und einschlägig vorbestraften Mannes zugelassen und ihn somit vermutlich vor einer lebenslangen Haft bewahrt. Der Beschluß von Richter Mike McSpadden ist von einigen Fachleuten als „barbarisch“ verurteilt worden.

Der verheiratete Vater Steven Allen Butler ist angeklagt, ein 13jähriges Mädchen im Februar 1991 wiederholt vergewaltigt zu haben. Zu dieser Zeit absolvierte er eine zehnjährige Bewährungsfrist wegen eines ähnlichen Verbrechens an einem siebenjährigen Mädchen. Butler erklärte sich zu einer nicht rückgängig zu machenden Kastration bereit, bei der der gesamte Hoden chirurgisch entfernt wird. Nach der Kastration soll Butler erneut zehn Jahre Bewährung erhalten.

„Das klingt alles sehr gut und dient vermutlich dazu, daß sich die Betroffenen gut fühlen, aber es löst in Wirklichkeit nicht das Problem“, kritisierte Cassandra Thomas vom Institut für Vergewaltigungsopfer in Houston den Beschluß. „Auf lange Sicht wird uns dieses Urteil mehr schaden als nutzen“, fügte sie hinzu. Arthur Caplan, Direktor des Instituts für Biomedizinische Ethik an der Universität von Minnesota, befürchtet, daß der Beschluß „der Regierung Tür und Tor öffnet, um Menschen für alle Arten von Verbrechen und soziale Abweichungen sterilisieren zu lassen“. Er fügte hinzu: „Ich glaube, es ist unmoralisch und barbarisch, die Kastration als Alternative zur Haft anzubieten.“

Der Staatsanwalt Bill Hawkins sagte, die Familie des Opfers, die den Angeklagten Butler kenne, sei für die Kastration, weil dies dem Mädchen die Aussage vor Gericht erspare.

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