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Unachtsamkeiten

■ betr.: "Acht Jahre Haft", taz vom 13.3.92

betr.: „Acht Jahre Haft“, Seite 5, taz vom 13.3.92

Am vergangenen Freitag dem dreizehnten meldete die taz Überraschendes. Ernst Bloch, im Jahre 1977 verstorbener Philosoph und vom SED-Regime mit Berufsverbot belegter Leipziger Hochschullehrer, soll einen „unehelichen Sohn“ gehabt haben. Diese Aussage gab der wegen schweren Landesverrats zu acht Jahren Gefängnis verurteilte MBB-Ingenieur Dieter Feuerstein vor dem Obersten Landesgericht in München an. Der mit der DDR- Staatssicherheit kooperierende Feuerstein bezeichnet sich demzufolge als „Enkel Blochs“.

Gegen diese Behauptung wehrt sich Jan Robert Bloch, Sohn des Philosophen. In einer juristisch erwirkten Gegendarstellung in einer norddeutschen Zeitung wie auch über eine Intervention bei der Deutschen Presseagentur will er eine Richtigstellung erreichen. Sowohl Jan Robert wie auch Karola Bloch bezeichneten die Aussage Feuersteins als „völligen Unsinn“. Bloch habe nie einen unehelichen Sohn gehabt.

Die Angehörigen des verstorbenen Philosophen sehen in der Verbreitung der vermeintlichen Meldung die Fortsetzung einer von interessierter politischer Seite erzeugten Kampagne, die das Werk Blochs diskreditieren solle. Schon im Oktober 1990 verwahrte sich Karola Bloch gegen die von der PDS verbreitete Falschaussage, sie sei Unterstützerin oder gar Mitbegründerin der West- PDS gewesen. Mehrfach sah sich Karola Bloch gezwungen, schriftlich auf schädigende Anwürfe gegen sie und gegen das Werk ihres Mannes vorzugehen.

In der in ihrem Talheimer Verlag erschienen Schrift „Karola Bloch — Die Sehnsucht des Menschen, ein wirklicher Mensch zu werden“, äußerte sich die antiautoritäre Marxistin Karola Bloch ausführlich über das gemeinsame Leben mit ihrem Mann. Darin beschreibt sie Blochs kritische Haltung gegenüber dem DDR-Regime.

Zum ambivalenten Verhalten Blochs sagt sie: „Mir hat er jedenfalls seine Sympathie für die Opposition zum Ausdruck gebracht. Der damalige Staatsanwalt Melsheimer wollte uns beide verhaften lassen, weil wir offensichtlich auf der Seite der Opposition standen.“ An anderer Stelle fügte sie hinzu: „Trotz allem verteidigte Ernst, solang es irgend möglich war, den ungarischen Aufstand, der für seinen ‘humanen Sozialismus' warb.“

In der soeben erschienenen Festschrift für Karola Bloch („Ich gehe zu jenen, die mich brauchen“) schreibt der Schüler Ernst Blochs, der Leipziger Jürgen Teller, hinsichtlich Blochs Verhalten gegenüber der SED: „Ernst Bloch war (...) (wider neuerliche Abrede aus vertrautem Kreise) nicht zu grundsätzlichen Zugeständnissen gegenüber den Apparatschiks bereit“.

Es ist bedauerlich, daß durch Unachtsamkeit sich die taz in eine Kampagne hineinziehen ließ, die in merkwürdigem Zusammenspiel zwischen einschlägigen Presseorganen und SED-Nachfolge-Politikern funktioniert. Welf Schröter, Mitherausgeber der Schriften Karola Blochs, Talheim

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