■ NEUESTE FAVORITEN AUF DEM KINDERNASCHMARKT: Ohrenschmalz, Pißwindeln und Popel
Ohrenschmalz, Pißwindeln und Popel
Stockholm (taz) — Darf's Nasenpopel sein? Oder vielleicht doch lieber Ohrenschmalz, Klärschlamm oder Pißwindeln? Mehrere Millionen Tüten mit diesen appetitlichen Inhalten sind seit Beginn des Jahres in Skandinavien verkauft worden. Und der Erfolg läßt noch zahllose weitere Neuschöpfungen dieser Art befürchten. Die Favoriten auf dem Markt der Süßigkeiten für die lieben Kleinen haben gewechselt. Seit nicht mehr süß, sondern salzig und bitter „in“ ist, bleiben „normale“ Lakritze und Gummibärchen liegen. Die nouvelle vague, die zaghaft in Form von „Schweißfüßen“ und „Rostigen Nägeln“ begonnen hatte, scheint mittlerweile keine Grenzen mehr zu kennen. „Bislang noch keine Klage wegen Name und Aufmachung“, freut sich Lasse Hansen von der Importfirma, die die Ekelware aus Dänemark einführt. Weingummi ist's, was als „Großer Pupser“ läuft. Drops, Zuckerschaum und irgendein Gummizeugs in teils abenteuerlichen Formen steht für den Inhalt der Tüten, auf denen drastische Illustrationen das halten, was der Name verspricht. „Es ist die Kombination aus Name und Aufmachung, die die Ware verkauft“, gesteht Hansen. Der Geschmack spielt offensichtlich eine untergeordnete Rolle. Vor allem müßten ständig neue Namen und Produkte erfunden werden. Ob es Grenzen gäbe? Ja, doch. Die „Arschlöcher“ seien in der Schublade verschwunden und bei den „Hämorrhoiden“ sei man noch am Überlegen. Reinhard Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen