piwik no script img

Appell an alle Medienschaffenden

Den Disput über die Namensnennung der mutmaßlichen Stasi-Spione aus Bremen-Nord möchte ich gerne fortsetzen, denn dieser Fall eignet sich gut für eine öffentliche Debatte über den verantwortungsbewußten Umgang der Medien mit Persönlichkeitsrechten. Euer Hinweis, daß die Beschuldigten auch mit abgekürzten Namen identifizierbar gewesen wären, ist völlig berechtigt. Aber warum zieht Ihr daraus nicht die Konsequenz, gar keine Namen — auch keine abgekürzten — zu erwähnen?

Nach meiner Überzeugung gibt es in aller Regel kein überwiegendes öffentliches Interesse daran, Beschuldigte oder Verurteilte in irgendeiner Weise persönlich identifizierbar zu machen — es sei denn, es handelt sich um Personen des öffentlichen Lebens und die Tat hängt mit ihrem Amt zusammen. Beschuldigte kenntlich zu machen, nützt den LeserInnen in aller Regel überhaupt nichts (außer, daß ihre Neugier befriedigt wird), richtet aber für die Betroffenen und ihre Familien ungeheueren Schaden an — was um so ärgerlicher ist, wenn sich die Vorwürfe hinterher als haltlos herausstellen.

Deshalb mein Appell an alle Medienschaffenden: versetzt Euch mal in die Lage von Beschuldigten und verzichtet auf alles, was sie identifizierbar machen könnte!

Eckhard Stengel, freier Journalist in Bremen

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen