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„Freiheit für Königsberg“

■ Rechtsextreme fordern in einer 'FAZ‘-Großanzeige eine „deutsche Verwaltung Nordostpreußen“

Nürnberg (taz) — Freiheit für Königsberg!“ Über die ganze Breite der Seite 6 der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ fordern eine Vielzahl von Unterzeichnern in einer acht Zentimeter hohen Anzeige die Bundesregierung auf, „unverzüglich mit den Regierungen Rußlands und Litauens in Verhandlungen über eine Ermöglichung der ungehinderten Ansiedlung von Deutschen (insbesondere der Rußlanddeutschen) und eine deutsche Verwaltung Nordostpreußens einzutreten“. Der Appell, für dessen Abdruck die Autoren knapp 11.000 Mark berappen mußten, ist unterzeichnet von einer „Unitas Germanica e.V.“ in Stuttgart.

Dieser beim Finanzamt Ulm als gemeinnützig anerkannte Verein fungiert als Herausgeber der Zeitschrift 'Junge Freiheit‘ ('JF‘), die sich selbst als „Deutsche Zeitung für Politik und Kultur“ versteht. Von der Startauflage mit 400 Stück im Mai 1986 hat sich das rechtsextreme Blatt inzwischen mit einer monatlichen Auflage von 35.000 zu einem der weitverbreitetsten Organe der deutschen „Neuen Rechte“ gemausert. Dabei hat die 'JF‘ Ambitionen, eine „rechte taz“ zu werden, und ortet sich selbst in einem „breiten konservativen, non-konform-rechten Meinungsspektrum“. Ziel der an vielen Kiosken erhältlichen JF ist eine neue „Konservative Revolution“. Im Redaktionskreis verbünden sich Rechtsextremisten mit Konservativen. Ex-„Republikaner“ Boris Rupp, der rechtsextreme Münchener Burschenschafter Hans-Ulrich Kopp oder Ex-Wiking-Jugend- Kämpfer Stefan Ulbrich kommen ebenso zu Wort wie das Junge-Union-Mitglied Roland Bubik, die FPÖ-Funktionäre Andreas Mölzer und Jürgen Hatzenbichler oder gar die Auschwitz-Leugner Ernst Nolte, David Irving oder Robert Faurisson.

Die 'JF‘ propagiert Großdeutschland und organisierte im Juni letzten Jahres zur Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags eine spektakuläre Aktion. Zwei Sportflugzeuge, die über dem Regierungsviertel kreisten, zogen überdimensionale Spruchbänder mit der Aufschrift „Verzicht ist Verrat“ und „Schlesien bleibt unser“ hinter sich her. Die 'JF‘ befürwortet die von dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank, F. Wilhelm Christians, gestartete Initiative, die ehemalige Provinz Ostpreußen mit deutscher Hilfe zur „Industriellen Ostseeregion K“ auszubauen. Das reicht der 'JF‘ aber bei weitem nicht. In der 'FAZ‘-Anzeige unterschlägt sie die Begründung für ihren „Dramatischen Appell“. In der 'JF‘-Ausgabe Januar 1992 werden die Initiatoren konkreter. Sie sprechen vom „Holocaust in Ostpreußen“ 1945 durch die „rote Soldateska“ und glauben, daß nach dem Zerfall der Sowjetunion die „Chancen für ein deutschen Königsberg so groß wie nie“ wären.

Da die Bundesregierung jedoch nur stillhalten würde, will die 'JF‘ mit einer Anzeigenkampagne „das Volk auffordern, seiner Regierung Beine zu machen“. Die 'FAZ‘ soll nur der Auftakt sein. Bernd Siegler

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