: Eine Oper im alten Hafen
■ Wie andere Städte ihre Hafenreviere neu belebten
Wohnen und Arbeiten nebeneinander in Hafenrevieren führt zu „Nutzungskonflikten“ ist ein Argument, das Vertreter der bremischen Hafenwirtschaft gern im Munde führen. Welche Möglichkeiten für die Stadtentwicklung jedoch in den ausgedehnten ehemaligen Hafenarealen stecken, berichteten auf dem Symposion „Stadt am Strom“ Gäste aus Glasgow, Göteborg und Rotterdam.
Auch Rotterdams prosperierenderMammuthafen Hafen an der Maas hat einen Strukturwandel durchgemacht, in dessen Folge alte, auf dem Stückgutumschlag zugeschnittene Hafenanlagen verwaisten. Als Anfang der 80er Jahre ein vernachlässigtes Hafenrevier auf einer der Inseln im Maas-Delta revitalisiert werden sollte, riß man alte Speicher ab und schüttete Hafenbecken zu. Hohe Geschoßbauten mit Sozialwohnunen entstanden, die zunächst unter einem schlechten Image litten. Doch das hat sich - so Professor Han Meyer — inzwischen geändert: „Manche Leute sind neidisch, daß sie da nicht wohnen dürfen, weil sie zuviel verdienen“. Wichtige Anstöße bei der Planung hatte ein von der Stadtverwaltung unabhängiger Kunstbeirat gegeben.
Göteborg war einmal Schwedens Werftenstadt. Zahlreiche Schiffbauplätze lagen mitten in der Stadt. Heute gibt es in Göteborg nur noch eine Werft mit 3.400 Beschäftigten, die übrigen Werften mußten schließen. Da die Grundstücke meist im Besitz des Staates oder der Kommune waren, konnten allzu begehrliche Spekulanten abgehalten werden. Die Stadt verfolgte die Politik. die charakteristische Silhouette Göteborgs entlang dem Göta-Fluß mit Hafenbecken und Werfthäfen möglichst zu erhalten. Private Investoren und öffentliche Hand sorgten für neue Nutzungen, Hotels Restaurants oder Werftmuseum. Aber auch Freizeitparks, Wohnungen Bildungseinrichtungen, Büros und sogar eine Oper entstanden auf Göteborgs ehemaligen Werften.
Auch in Glasgow ist die Schiffbauertradition nur noch Geschichte. Von den 40 Werften zur Boom- Zeit blieben nur zwei. Bereits 1960 beschloß der City-Council einen umfassenden Sanierungs- und Stadtentwicklungsplan, der praktisch die gesamte Innenstadt der schottischen Metropole umkrempelte. Das „Perlenkettenkonzept“ sah vor, den Fluß Clyde als markantestes Element der Glasgower Innenstadt wieder erlebbar zu machen. Historische Bauwerke und neugeplante Gebäude am Fluß wie ein monströses Konferenzzentrum, Luxushotel und Gerichtshof bilden die „Perlen“ längs des Clyde. Darüber hinaus wurden die Autos vom Clyde-Ufer auf Stadtautobahnen verbannt und eine beiderseitige Fußgängerpromenade geschaffen. Ein zweischneidiges Konzept, denn für das neue Design der Flußzone wurden Dutzende von Hafenbecken aufgefüllt und Werftanlagen geschleift. by
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