: NEU IM KINO: „Alles nur Theater“ Das Lächeln der Lämmer
hierhin bitte das
Foto, worauf zwei Männer
einander zugewandt
sind
Jeremy Irons (links) gegen Anthony Hopkins, den Hannibal the Cannibal aus dem „Schweigen der Lämmer“Foto: Impuls
Die Geschichte eines schüchternen Angestellten, der in der Amateurtheatergruppe einer britischen Kleinstadt in amouröse und geschäftliche Verwicklungen gerät — das ist nicht der Stoff, aus dem die Kassenschlager sind. Wenn Anthony Hopkins uns im „Schweigen der Lämmer“ nicht solch einen faszinierend bösen Hannibal Lecter vorgemacht hätte, wäre der Film Alles nur Theater, in dem er vor zwei Jahren eine Hauptrolle spielte, sicher nicht in deutsche Kinos gekommen.
Meist sind solche nachgeschobenen „früheren Werke“ ärgerliche Mogelpackungen; diesmal ist es eine angenehme Überraschung. In „A Chorus of Disapproval“ (so der Originaltitel) kommen nicht nur die Hopkins-Fans auf ihre Kosten: In seiner Rolle als cholerischer Theaterregisseur Dafydd Ap Llewellyn ist Hopkins ein sehr komisches Ekel, das pausenlos nörgelt, schimpft und einen Schauspieler nach dem anderen vergrault. Hopkins spielt so gut, daß man wahrhaftig bald vergißt, seinen Theatermenschen mit dem genialen Psychopathen Lecter zu vergleichen.
Ein liebevoller, witziger Film mit skurrilen Charakteren, mit
Liebesgeschichten und komischen Situationen — viel mehr ist da nicht. Eine Boulevard-Komödie von Alan Ayckbourn, verfilmt von Michael Winner, der bisher nur durch grobe Actionfilme wie „Ein Mann sieht rot“ auffiel. Winner selber sagt: „Das ist mein erster Film seit Jahren, in dem alle Darsteller am Schluß noch leben“.
Bei solch leichten Stoffen muß alles genau stimmen, weil sie sonst wie verunglückte Souffles traurig in sich zusammenfallen. Die Engländer haben eine gute Tradition mit solchen Komödien, und Alles nur Theater reiht sich nahtlos ein.
Jeremy Irons spielt die zweite Hauptrolle: den scheuen, linkischen Guy Jones, der mit unschuldigem Blick alle Intrigen und Verwicklungen in der Theatergruppe auslöst. Seine Leistung ist im Grunde noch beeindruckender als die von Hopkins. Während dieser mit großen Gesten, vielen Temperamentsausbrüchen und bissigen Kommentaren eine pralle Paraderolle hat, muß Irons mit kleinen Gesten, zögernden Bewegungen und schüchternem Lächeln dagegenhalten. Beide spielen im übrigen sehr britische Helden. Wilfried Hippen
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