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Privatsender „La Cinq“ vor dem Aus

■ Medienmagnat Silvio Berlusconi hat seine Rettungspläne endgültig aufgegeben/ Die französische Privatsender-Konkurrenz reibt sich die Hände über ihren Erfolg gegen den finanzstarken Italiener

Paris (afp/dpa/taz) — Der italienische Medienmagnat Silvio Berlusconi hat sein Projekt zur Rettung des hochverschuldeten französischen Privatfernsehsenders „La Cinq“ aufgegeben. Das gab der Präsident des Pariser Handelsgerichts am Dienstag bekannt. Über das weitere Schicksal des Defizitunternehmens, das seit Anfang Januar unter Konkursverwaltung steht, wird das Gericht am 3.April entscheiden.

Über seine Fernseh-Holding „Rete Italia“ hielt Berlusconi seit der Gründung des Senders vor sechs Jahren 25Prozent des Kapitals. La Cinq hatte Ende Dezember nach dem Ausstieg der geschäftsführenden Multimedia-Gruppe Hachette, die ebenfalls mit 25Prozent beteiligt war, Konkurs anmelden müssen.

Bei den anderen französischen Privatsendern haben am Dienstag abend wahrscheinlich die Sektkorken geknallt. Fünf allgemeine Fernsehsender könnten in Frankreich nicht existieren, brachten die Leiter der Privatsender „TF1“ und „Canal Plus“ als Hauptargument seit Wochen immer wieder gegen die Übernahme des Senders durch Silvio Berlusconi vor. Der italienische Medienmagnat ist mit „Italia Uno“, „Rete Quatro“, „Canale Cinque“ (Italien), „Tele Cinco“ (Spanien) und „Tele5“ (Deutschland) in Europa präsent. Nach seinem erfolglosen Bemühen, die Aktionäre von La Cinq zu einer Kapitalerhöhung von 1,5 Milliarden Franc (440 Millionen Mark) zu bewegen, ließ Berlusconi die Pläne für eine Weiterführung des TV-Kanals fallen, den Präsident Mitterrand vor sechs Jahren den Franzosen (allerdings vergeblich) zum Wahlgeschenk machte. Andere Interessenten sind nirgends in Sicht, den Anfang 1986 gegründeten Privat-Sender zu retten, der zuletzt eine Einschaltquote von elf Prozent aufwies und seit 1987 ein Defizit von drei Milliarden Franc (880 Millionen Mark) angesammelt hat. Alle französischen Betreiber, darunter Pressemagnat Robert Hersant ('Le Figaro‘) und die Mediengruppe Hachette, hatten bereits früher das Handtuch geworfen.

Den Rückzug verband Berlusconi mit heftiger Kritik an der „feindseligen Haltung“ in Frankreich und den „Hindernissen“, die ihm in den Weg gelegt worden seien. Den europäischen Partnern, die angeblich zu einer Rettungsaktion bereit waren (in Frankreich werden der deutsche Filmhändler Leo Kirch, der Spanier und „Tele Cinco“-Aktionär Tibidao sowie ein italienischer Bankenpool genannt), sei das Engagement „ausgeredet“ worden.

Die französische Presse prangerte gestern eine „gemeinsame Front“ der privaten TV-Konkurrenz Berlusconis in Frankreich an, die mit stillem Einverständnis der staatlichen Medienaufsicht „einem Kanal die Luft nehmen“ wollte. So habe TF1 seinem Partner Leo Kirch von einem Bündnis mit Berlusconi abgeraten. Der Baukonzern- und TF1-Aktionär Bouygues habe seinen Einfluß bei der französischen Großbank Credit Lyonnais, seinem zweitgrößten Aktionär, geltend gemacht.

Der rüde Konkurrenzkampf in Frankreich erklärt sich in erster Linie aus dem im vergangenen Jahr beträchtlich geschrumpften Werbemarkt. Um La Cinq wieder flott zu machen, zielte Berlusconi auf eine Steigerung der Werbeeinnahmen auf 1,3 Milliarden Franc für 1992 und zwei Milliarden für 1993. Auch wenn Fachleute Zweifel an der Realisierung dieser Pläne hegten, wurde die Konkurrenz offenbar in der Auffassung bestärkt, daß am Werbekuchen für eine neue La Cinq kein Platz mehr sei. dri

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