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Der Champ als Knacki

■ Ex-Boxweltmeister Mike Tyson wurde wegen Vergewaltigung zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt

Berlin (taz) — „Im Knast ist jetzt ein neuer Titel zu vergeben: der Mann, der Tyson zusammenschlägt.“ Steve Broodt, Professor für Strafrecht, sieht die Zukunft des Mike Tyson eher düster. Der ehemalige Box- Weltmeister im Schwergewicht war am Donnerstag zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, nachdem ihn die Geschworenen im Februar für schuldig befunden hatten, die 19jährige Desirée Washington in seinem Hotelzimmer vergewaltigt zu haben.

Tyson wurde in Handschellen aus dem Gerichtssaal und ins Staatsgefängnis von Indiana gebracht. Drei Jahre seiner Strafe muß er nach den in Indiana geltenden Gesetzen mindestens absitzen, zusätzlich verurteilte ihn das Gericht zu vier Jahren Bewährung. In dieser Zeit muß er sich einer Therapie unterziehen und soziale Dienste leisten.

Nach dem Urteil, das an der untersten Grenze des zulässigen Strafmaßes blieb, wird emsig spekuliert, was es für jemanden wie Tyson heißt, im Knast zu leben. Leute wie Professor Broodt sehen eine schwere Zeit auf den Ex-Champ zukommen, der ehemalige Boxer Tony Ayala, seit neun Jahren ebenfalls wegen Vergewaltigung hinter Gittern, prophezeit ihm sogar „die Hölle“. Für die Lebenslänglichen werde es ein Vergnügen sein, ihm „eine Lektion zu erteilen, wenn er sich nicht den Gepflogenheiten anpaßt.“ Trete er als Macho auf, „könnte das sein Ende sein.“

Weit weniger dramatisch sieht die Sache der Ex-Boxer James Scott, der eine lebenslange Strafe wegen Mordes absitzt. „Ich sage nicht, daß das Gefängnis ein Rosengarten ist, es gibt hin und wieder Kämpfe. Aber das ist die Ausnahme, nicht die Regel.“ Ein Mann von Tysons Statur werde keine ernsten Probleme haben. Außerdem sei er immer noch ein reicher Mann und das werde ihm helfen. Ein Problem könnten die Gefängniswächter sein. Insgesamt jedoch werde Mike entdecken, „daß das Gefängnis eine eigene Welt ist, aber in vieler Hinsicht nicht verschieden von der übrigen Welt.“

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