: WEU-Tagung: Warnung vor deutschem Rückzug aus Europa
Berlin (dpa/taz) — Vor einem geschrumpften Europa-Engagement Deutschlands hat gestern der frühere britische Außenminister Geoffrey Howe gewarnt. Politische Überlegungen, die deutsche Beteiligung an der Wirtschafts- und Währungsunion einzuschränken, seien in den Nachbarstaaten mit Beunruhigung aufgenommen worden, sagte Howe im Berliner Reichstag. Er sprach zum Auftakt des dreitätigen Kolloquiums „Eine neue Sicherheitsordnung in Europa“, das von der Westeuropäischen Union (WEU) mit 250 Verteidigungsexperten, Friedensforschern und Politikern aus Ost- und Westeuropa veranstaltet wird.
Die Geschichte habe gezeigt, daß Europas Frieden von einem stabilen Deutschland abhänge, meinte Howe. Der ideale Platz für das vereinte Deutschland sei die EG, in der Deutschland nach Howes Prognose künftig eine ähnliche Rolle einnehmen wird wie bisher die USA in der Nato. In der bevorstehenden europäischen „Ära der Instabilität“ müsse eine Art „Kaskoversicherung“ gegen neue Gefahren gefunden werden — Europa müsse mehr für seine eigene Verteidigung tun. Dazu gehöre auch Wirtschaftshilfe für Mittel- und Osteuropa. Ein Vertreter dieser Staaten, der litauische Verteidigungsminister Butkevicius, verlangte den Abzug der ehemaligen Roten Armee aus dem Baltikum. Die Truppen seien eine „unkontrollierbare politische Kraft“ geworden.
Der 1955 gegründeten WEU sind alle EG-Staaten, außer Dänemark, Irland und Griechenland, beigetreten. Nach den Maastrichter EG-Beschlüssen soll die WEU, die seit Jahren ein Dasein im Schatten der USA führt, zum europäischen Pfeiler der Nato werden. dora
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