piwik no script img

Senat vertagt Kieselrot

■ Sportflächen abgedeckt / Spielplatz-Sanierung aus Kostengründen verschoben

Kieselrot auf Bremer Spielplätzen — wird vorerst bleiben. Am vergangen Dienstag vertagte der Bremer Senat die Beschlußvorlage des Umweltressorts, das bis zum Herbst dieses Jahres wenigstens ein „Umsetzungskonzept“ erarbeiten will.

9 Kinderspielplätze, 10 Sportanlagen und 9 Schulsportanlagen in Bremen sind derzeit wegen der Dioxin- und Furan-Belastungen im Kieselrot-Untergrund gesperrt, stellte das Umweltressort in seiner Zwischenbilanz vom 20. März 1992 fest. Da es bisher weder eine Technik zur Dekontaminierung noch Endlagermöglichkeiten für das Kieselrot gibt, würde das Thema „auf Jahre“ hin aktuell bleiben. In weniger alarmierender Konzentration ist auf insgesamt 65 Teilflächen mit 100000 Quadratmetern Kieselrot festgestellt worden, in ersten Stichproben sind auchzusätzlich um Kieselrot-Flächen herum erhebliche Konzentrationen festgestellt worden — der giftige rote Sand ist offenkundig auch vom Winde verweht worden.

Was tun? Sieben Sportflächen mit insgesamt 44000 Quadratmetern sind nach einem Senatsbeschluß aus dem August 1991 mit einer zehn Zentimeter dicken Schicht abgedeckt worden und sollen in Kürze wieder freigegeben werden. Darauf kann dann wieder Fußball gespielt werden, die Deckschicht hält immerhin zehn Jahre. Vielleicht stehen dann „ausreichende Kapazitäten zu einer Vollsanierung zur Verfügung“, hofft das Umweltressort.

Eine „kurzfristige Sanierung aller betroffenen Flächen“ im Sinne einer vorläufigen Abdeckung ist „nicht darstellbar“, erklärt das Umweltressort, wenigstens solle man aber eine zweite Gruppe von Flächen abdecken: Bezirkssportanlage Findorff, Rablingauser Deich und die Schulsportanlagen Paul-Singer- Str., Halmer Weg, Osterhop, Carl Goerdeler-Straße, SZ Walle, SZ Gottfried Menken- Straße, Grundschule Farge. Die nennt das Senatspapier als „besonders vordringlich“. Kosten: ca. zwei Millionen Mark.

Nicht einfach abdecken kann man aber die Kinderspielplätze. Hier soll, so das Umweltressort, wegen der „sensibleren spielplatzspezifischen Nutzung“ richtig saniert werden. Das heißt: man muß ausbaggern. Eine bremisch-niedersächsische Sanierungsfirma soll gegründet werden, 1500 Kubikmeter kieselrot- belasteter Untergrund könnten auf der Blocklanddeponie zwischengelagert werden. Sie müssen dort nach unten und nach oben mit Planen abgesichert werden, Abbau und Transport nach der „Gefahrengutverordnung“ nur mit Ausnahmegenehmigung. Das Umweltressort bat um einen Auftrag, den Ablauf der Sanierung bis zum Herbst 1992 genauer zu planen zu dürfen, erst dann seien die Kosten genau kalkulierbar. Sie dürften erheblich sein. An diesem Punkt hat der Senat die Debatte um die Kieselrot-Sanierung am Dienstag abgebrochen.

Der an Sport- und Spielplatz interessierten Öffentlichkeit sollte der Vorgang natürlich nicht mitgeteilt werden, steht in der Vorlage des Umweltressorts,erst „nach Beschlußfassung des Senats“. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen