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„Neun Prozent sind indiskutabel“

■ Tarifverhandlungen in der Metallindustrie ohne neuen Termin vertagt

„Die IG Metall kehrt erst wieder an den Verhandlungstisch zurück, wenn die Arbeitgeber ein Angebot vorlegen“, teilte die Gewerkschaft dieser Tage ihren Mitgliedern in den Betrieben auf einem Flugblatt mit. Nach der zweiten Verhandlungsrunde seien die Gespräche im Tarifgebiet Unterweser ohne neuen Termin vertagt worden.

Arbeitgeber-Verhandlungsführer Dr. Uwe Boeke rechtfertigte gestern das Verhalten seiner Seite: Mit der IG Metall habe es zwar Einvernehmen über die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation gegeben, das habe sich aber nicht ausgewirkt in den Forderungen für die Lohnrunde: Neun Prozent Lohnerhöhung seien eben undiskutabel, eine „Trendwende in der Tarifpolitik“ müsse her. Nicht mehr an der wünschbaren Kaufkraft dürften sich die Lohnzuschläge orientieren, sondern an der zu erwartenden Produktivitätssteigerung. Und die liege für 1992 bei maximal zwei Prozent. „Bei uns denkt kein Mensch an die vier“, meinte der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände, Bauermeister.

Mit rund fünf Millionen Beschäftigten bundesweit und 80.000 im Tarifgebiet Unterweser ist der Abschluß in der Metallindustrie ein bedeutender wirtschaftspolitischer Faktor. Er selbst lasse in Polen schweißen, weil dies nur halb so teuer sei, bekannte der Bremer Arbeitgeberverbands-Vorsitzende Peter Kloess. Die Kosten der Arbeit seien in Deutschland viel zu hoch: Siemens kam nicht nach Brake, sondern ging nach Portugal, Mercedes baue 600 Arbeitsplätze in Bremen ab, „so kann das nicht weitergehen“, formulierte Hauptgeschäftsführer Schodde.

Insbesondere wegen der geforderten Investitionen in den neuen deutschen Ländern und der mit dem europäischen Binnenmarkt zu erwartenden Konkurrenz dürfe es in diesem Jahr „für alle gesellschaftlichen Gruppen nicht um Wohlstandsvermehrung gehen“. Damit im Nachhinein niemand sage, die Arbeitgeber hätten „mit verdeckten Karten gespielt“, erklärte Verhandlungsführer Boeke, daß die Grenze für die Arbeitgeber erreicht sei: „Unser Produktivitätsniveau reicht nicht mehr.“ Kloess unterstrich: „Neu ist die Notwendigkeit, sich an das Produktivitätsniveau zu halten und unser Wille, das zu tun.“ Es mache „keinen Sinn“ weiterzuverhandeln, „bevor die IG Metall nicht ihre Forderungen revidiert.“ K.W.

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