: Bremer Theater: Ausblendung älterer Studenten
■ Betr.: „Bremer Theater erwartet Millionendefizit“ — taz Bremen vom 28.3.92
Nicht ohne Schadenfreude habe ich gelesen, wie die Lage jetzt ist. Daß jeder seinen Gürtel enger schnallen muß, hat mir diese kulturelle Institution irgendwann offenbart.
Denn als Student von über 27 Jahren ist es nicht mehr möglich, ermäßigten Einlaß zu erhalten. Ganz zu schweigen von einem „Studenten-Abo“.
Wie ich denke, sind viele Interessierte aus dieser sozialen Schicht den Vorführungen immer mehr fern geblieben. Zurecht. Ich finde diesen Schnitt einfach deplaziert. Man / frau ist StudierendeR und von daher plant sich der eigene Kulturhaushalt mit seinen zeitlichen und pekuniären Möglichkeiten.
Die Ausblendung von jenen, die (und das sind sicherlich nicht wenige) nun mal spät mit dem Studium begonnen haben oder länger studieren aus den sozial-kulturellen Vergünstigungen ist eine Schande. Wenn das Theater an dieser Stelle den Besucher nach Alter einstuft, warum dann nicht gleich generell, egal, was sie sind? Die 20jährigen zahlen 20 DM, die 30jährigen 30 DM, ... die 80jährigen 80 DM.
Wir als geringer Part von Theaterinteressierten können zwar das Bremer Theater nicht vor diesem drohenden Fiasko retten (auch wir befinden uns im Sog allgemeiner Teuerung), doch ich halte es noch einmal für sinnvoll, an diese Auskoppelung zu erinnern.
Das Bremer Theater hat Steine in den Brunnen geworfen, aus dem es auch trank. Nun versiegen Teile der öffentlichen Quellen.
Holger Fabian, Bremen
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