: Wo Bremen auf der „Olympiade der Technik“ turnt
■ Das Bundesland auf der Hannover-Messe: Ein bescheidener „Pavillon“ und bei Mercedes immer „mitgemeint“
„Einmal im Jahr ist Olympiade der Technik“, werben große Plakate für die Hannover-Messe Industrie. Unübersehbar ist die Zahl der Aussteller, undurchschaubar für die wenigen „Messe-Touristen“, die sich nicht abgeschreckt fühlen, sind die technischen Elemente, die vorgeführt werden. Die Mehrzahl der 80-90.000 Besucher sind Firmenvertreter, Fachleute in dunkelgrauen Jackets.
Irgendwo hinter dem großen, weit sichtbaren Mannesmann- Kran findet sich der bescheiden „Bremen-Pavillon“, am Dienstag hat hier der Wirtschaftssenator Claus Jäger Optimismus für das kleine Bundesland verbreitet, täglich sind hier Geschäftspartner bremischer Firmen zum Mittag eingeladen, gestern sogar die Wirtschaftsförderer der anderen Bundesländer.
Wichtig sind aber nicht die Landesrepräsentanzen, sondern die Stände der Industrie. Die bundesdeutsche Technik erscheint in Hannover voll auf Öko getrimmt: „Stahl — Werkstoff für die Umwelt“ wirbt Klöckner und verteilt Tütchen mit Sonnenblumen-Samen („Öko-Logisch“), Atlas Elektronik verteilt seine Broschüren in Baumwoll-Tragetaschen, das Frauenhofer-Institut, das in der Bremer Universität mit Kriegsforschungs-Debatten konfrontiert ist, präsentiert sich als Team auf der grünen Wiese unter dem Motto: „Kleben in Bremen.“
Hinter der grünen Fassade gibt es auf dem Messegelände in diesen ersten April-Tagen alles zu besichtigen, was die traditionelle Industrie-Technik heute zu bieten hat. Seitenlang ist das Produkt- Register im kiloschweren Messe- Katalog, allein unter „Trommeln“ finden sich sieben Eintragungen: „Federleitungstrommeln, Trommeln für galvanische Bäder, Kabeltrommeln, Gegengewichtsleitungstrommeln, Leitungstrommeln, Motorleitungstrommeln, Schlauchtrommeln...“ An den Ständen, an denen es laut Katalog auch „Treppenlichtschalter“ geben soll, werden gleich ganze computergesteuerte Beleuchtungs- und Klimatisierungsanlagen vorgeführt.
Die Hannoveraner Lokalpresse beklagt sich, daß die städtische Industrie den kurzen Weg auf das Messegelände offenbar zu kostspielig findet, ganz so desinteressiert scheinen Bremer Fimen nicht. In der Halle 18 („Technologie und Wissenschaft“) haben Bremer Firmen und Institute ihre Angebote in Sachen Meeresforschung aufgebaut. Aber da diese Projekte sich im wesentlichen an staatliche „Nachfrager“ wenden, sind sie für die Hannover-Messe eher ein interessantes Randphänomen. In den eigentlichen Industrie-Hallen ist ein Dutzend Bremer Firmen vertreten. Die „Bremer Werkzeug- und Maschinenbau“ präsentiert ihre Montage- und Transport-Systeme mitten unter den Roboter-Darstellern, Atlas Elektronik und STN zeigen neue elektronische Kommunikationssysteme (s. Kasten), die DST ist präsent, die LSW Maschinenfabrik, AN Maschinenbau, Elektron Bremen und andere. Bei Daimler Benz und Klöckner ist Bremen natürlich immer „mitgemeint“.
Die Bremer Exponate kommen aus dem Industrie-Alltag und können natürlich nicht mithalten mit den großen Publikumsattraktionen wie dem Öko-Konzeptfahrzeug von VW, das auch in Hannover zu bewundern war: Kompakt, mit Ottomotor für weitere Strecken und solar nachladbarem Elektro-Antrieb für die Stadt. Sogar an die ganz Kleinen haben die VW-Konzepter gedacht: der Beifahrersitz ist 180 Grad drehbar, so daß Kleinkinder „rückwärts“ fahren und Papa nicht aus den Augen lassen müssen... Aber das kommt aus Wolfsburg, nicht aus Bremen. K.W.
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