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WENN DER BENZINHAHN KRÄHT... Von Harald Keller

Der Straßenverkehr unserer Tage ist gewiß alles andere als arm an Widrig- und Scheußlichkeiten jeglicher Art. Radrennfahrer in hautengen Leibchen, denen die Kamikaze-Mentalität von der Sonne ins bronzene Antlitz gebrannt wurde, dümpelnde Mercedes-Fahrer, die jede Kurve mit lähmender Bedächtigkeit zelebrieren, tieffliegende Golf-GTI-Piloten, Camel- Raucher in zugigen Kübelwagen und andere Mo- und Debile machen all jenen das Leben schwer, die nur den schlichten Wunsch haben, die Strecke zwischen zwei Punkten eigener Wahl möglichst unbehelligt und wohlbehalten zurückzulegen. Eine Spezies aber übertrifft alles an Ruch- und Anstandslosigkeit. Die Geißel des modernen Straßenverkehrs schlechthin: der Mopedfahrer.

„Zündapp and away“, knattert es wohl durch ihre Brummschädel, wenn sie jahrein, jahraus auf ihren PVC-bezogenen Bügelbrettern hocken. Stur blicken sie unter ihren Sturmhauben oder prähistorischen Schutzhelmen in Fahrtrichtung, sich allen Umwelteindrücken tumb verweigernd. Was sich neben ihnen abspielt, ob der Kreisverkehr kreist, der Stoßverkehr stößt oder der Berufsverkehr sich auf das Recht des Stärkeren beruft, diese steinernen Monumente aus der Frühzeit motorisierter Fortbewegung schert all das einen feuchten Kehricht. Sie scheinen in sich selbst versunken, verkrochen in grauen Schutzanzügen oder Regencapes. Einige dieser autistischen Duckmäuser verbarrikadieren sich zusätzlich noch hinter einem Windschutz, großflächig mit Aufklebern der CDU oder Vertriebenenverbänden verklebt, damit der Fahrer bloß nicht durch das Verkehrsgeschehen um ihn behelligt werde.

Die Fahrtrichtung anzuzeigen, fällt diesen selbstversunkenen Ignoranten nie und nimmer ein. Meist funktioniert die zu diesem Behufe installierte archaische Technik sowieso längst nicht mehr. Stop-Schilder gelten ihnen nichts; mit stets gleichbleibender Geschwindigkeit rumpeln sie haltlos längs, wo immer zwei Mopedpneus Platz finden, biegen, ohne den verhärmten Dickschädel auch nur millimeterweit zu bewegen, in bevorrechtigte Straßen und scheren sich nicht im mindesten um empörtes Hupen entsetzter Autofahrer. Fortwährend starren sie hohl vor sich hin, ohne je ein Lebenszeichen von sich zu geben. Wenn so einer auf seinem Blechgestell vom Schlag getroffen würde, ich fürchte, der Leichnam führe noch bis in alle Ewigkeit weiter. Jedenfalls solange sich noch etwas von diesem Benzin- Spucke-Gemisch im Tank befindet.

Denn die vorsintflutlichen Lärmmobile fahren ja mit fast allem, Heiz- oder Nähmaschinenöl, Brennspiritus, Schwarzgebranntem, zur Not tut's auch billiges Rasierwasser aus dem Supermarkt. Der Auspuff dieser motorisierten Pestbeulen, sofern sie überhaupt noch einen haben, knallt und scheppert, daß das Geräusch eines benzingetriebenen Rasenmähers dagegen dem glockenhellen Gesang des Tölzer Knabenchors gleichkommt. Und wie sie stinken, die ehemals chromglänzenden, nun aber dreck- und roststarrenden Sägeböcke. Dicke blaue Wölkchen entsteigen ihren Verpestungsaggregaten, stehen noch stundenlang in der unschuldigen Atmosphäre und miefen vor sich hin. Bei solchen Stinkmorcheln helfen nicht Katalysator und nicht bleifreies Benzin, die gehören mitsamt den sie besteigenden Rumpelmumien aus dem Verkehr gezogen. Auf den nächsten Schrottplatz. Oder von mir aus ins Verkehrsmuseum.

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