: Schwarz-grünes Techtelmechtel
Gestern begann die erste Sondierungsrunde der baden-württembergischen CDU mit den demokratischen Parteien/ CDU und Grüne nähern sich an/ Grüne Basis schickt aufmunternde Briefe ■ Von C.C. Malzahn/D. Willier
Stuttgart (taz) — Wer glaubt, das schwarz-grüne Techtelmechtel in Baden-Württemberg müsse zwangsläufig zum Aufstand der grünen Parteibasis führen, irrt gewaltig: „Wir bekommen massenhaft aufmunternde Anrufe und Briefe, es mit der CDU doch wenigstens zu probieren!“ hieß es gestern in der Fraktionsgeschäftsstelle der Partei. Viele der Anrufer hätten bereits schon angekündigt, den Grünen beizutreten, falls es tatsächlich zu einer schwarz- grünen Koalition kommen sollte — die Bandbreite der Sympathisanten eines solchen konservativ-ökologischen Bündnisses reicht von Lehrern über Geschäftsleute bis hin zu katholischen Priestern.
Inzwischen vergeht kein Tag mehr, an dem sich die schwarzen und grünen Spitzenpolitiker nicht zusammensetzen und versuchen, die Lage sondieren. Schon am Mittwoch abend war es zu einem Treffen des grünen Spitzenpolitikers Fritz Kuhn mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Erwin Teufel, gekommen.
Gestern begannen dann die ersten offiziellen Sondierungsrunden zwischen der CDU und den drei anderen demokratischen Parteien. Der Sitzungsmarathon begann morgens mit der SPD, am frühen Nachmittag waren die Grünen dran, heute ist die FDP an der Reihe. Teufel erklärte im Anschluß an die Gespräche mit den Sozialdemokraten, eine Koalition mit der SPD sei für die CDU „alles andere als eine Kleinigkeit“. Die CDU werde „keine Koalition um jeden Preis“ eingehen. Statt dessen betonte Erwin Teufel erneut, daß man mit den Grünen „sehr ernsthaft“ über eine Regierungsbeteiligung reden wolle. Damit wurde zum wiederholten Male vor Augen geführt, daß die Chemie zwischen Christdemokraten und Grünen stimmiger ist, als zwischen Konservativen und Sozialdemokraten.
Gestern meldete sich ein weiterer prominenter Verfechter eines schwarz-roten Bündnisses zu Wort: Willi Hoss, inzwischen ämterloses Gründungsmitglied der Öko-Partei, riet seinen Freunden, jetzt „keine taktischen Spielchen“ zu betreiben, sondern „inhaltliche Überlegungen“ bei den Gesprächen mit der CDU an die erste Stelle zu setzen.
Gegenwind bekamen die baden- württembergischen Grünen bisher nur aus dem Norden der bundesdeutschen Republik: Die mit der SPD koalierenden niedersächsischen Grünen faxten schon in der vergangenen Woche einen Brief, in dem sie ihre Stuttgarter Parteifreunde vor einem Pakt mit dem Teufel warnten. Doch die Antwort der Südwest-Grünen lautete: Leute, die in ihrem Land einer Daimler-Benz-Teststrecke zustimmen würden, hätten wenig Grund, sich in interne Angelegenheiten der Süd-West-Grünen einzumischen.
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