piwik no script img

Alles bis aufs Leben

■ Bürgerpark: Unser täglich Los, verkauft von erprobter Bremer Prominenz

So ganz konnte der emeritierte Domprediger Günter Abramzik seine berufliche Vergangenheit auch gestern nicht verleugen: „Kommen Sie nur, hier gibt es alles, nur nicht das Leben, aber das bringen Sie ja mit.“ Alles gab es nicht, da hatte der Domprediger ganz gegen seine Gewohnheit glatt gelogen, aber immerhin gab es alle Farben: Rosa, orange, blau, pink...

Die alljährliche Bürgerpark- Tombola, veranstaltet vom Bürgerpark-Verein, macht mitunter hochgestellte Persönlichkeiten zu einfachen Losverkäufern, wie gestern den Präsidenten der Bremer Bürgerschaft, Dr. Dieter Klink, oder Innensenator Friedrich van Nispen. Selbst Mister Bürgerpark persönlich, Friedrich Rebers, war zugegen. Als Vorsitzender des Bürgerpark-Vereins und zugleich Sparkassen-Vorstand genießt er das seltene Privileg, seine eigene Tombola mit diversen Bargeldgewinnen in fünfstelliger Höhe aus dem Werbefundus der Bank sponsern zu können. Klein ist die Welt, und die Wege in Bremen sind kurz.

Beziehungsweise jedem das Seine. Innensenator Friedrich van Nispen, von Haus aus der oberste Wächter über alle Glücksspiele in Bremen, verkaufte die grünen Lose am liebsten. „Sie wissen doch, das ist die Farbe der Polizei.“ Ob auch die Anzahl der Nieten bei Lotterie und Polizei korrespondieren? Van Nispen jedenfalls trat „für einen guten Zweck auf“, den Erhalt des Bürgerparkes. Hauptgewinn der 33. Lotterie: Selbstredend ein Auto.

Gehet also hin und kauft Euch ein Los, und wenn Euch das Glück den Rücken kehrt, klopft an beim Domprediger, auf daß er Euch tröste, denn „hier kann man nur gewinnen, auch wenn man verliert“, sprach der Herr Abramzik, und alle Bäume wurden Freunde. mad

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen