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Humboldt droht Abwicklung

■ Akademischer Senat der Humboldt-Uni lehnt Entwurf zum Fusionsgesetz ab/ »De facto eine Abwicklung«

Berlin. Auf scharfen Protest ist der von den Fraktionen der CDU und SPD ausgearbeitete Entwurf eines Fusionsgesetzes für einzelne Fachbereiche der drei Berliner Hochschulen an der Humboldt-Universität (HUB) gestoßen. Die Alma mater, so heißt es in einem Beschluß des Akademischen Senats von gestern, lehne die vorliegende Fassung ab, da von vornherein auf die ursprünglich gewollte Gleichbehandlung der Humboldt-Mitarbeiter verzichtet werde. Bei einem geplanten Wegfall von mehr als der Hälfte aller Stellen an den drei mit Freier Universität (FU) und Technischer Universität (TU) zu fusionierenden HUB-Fachbereichen — insgesamt 567 Stellen — bedeute der Zusammenschluß »de facto eine Abwicklung«. Im Gegensatz dazu hatte der Wissenschaftsrat diesen Fachbereichen mit seiner Evaluierung ein positives Votum gegeben.

Das Fusionsgesetz, das noch vor der Sommerpause vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden soll, zielt auf den Zusammenschluß der doppelt vorhandenen Fachbereiche Veterinärmedizin, Lebensmitteltechnologie und Agrarwissenschaften. Dabei sollen bis 1. Oktober neue Fachbereiche errichtet werden, wobei die Veterinärmedizin von FU und HUB an die Humboldt-Universität, die Lebensmitteltechnologie von TU und HUB an die Technische Universität und die Agrarwissenschaften von TU und HUB an die Hochschule Unter den Linden angegliedert werden sollen.

Frühzeitig und wiederholt geäußerte Vorschläge und Bedenken seitens der HUB seien in dem Entwurf nicht berücksichtigt worden, kritisierte Prorektor Volker Klemm. Die nunmehr vorliegende Fassung widerspreche den Interessen der HUB am schärfsten. Als völlig unakzeptabel bezeichnete der Prorektor die Regelung der Personalfrage und die völlige Ausgrenzung von zwei Instituten der Lebensmitteltechnologie aus der Fusion. Während von einem »Vertragsangebot« an alle betreffenden Mitarbeiter der Westuniversitäten »bei Besitzstandswahrung« die Rede sei, sieht das Papier für HUB- Mitarbeiter Kündigungen nach dem Einigungsvertrag vor, falls der Haushalt Stellenangebote nicht ermöglicht. adn

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