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FREMDE CASINO-INVESTOREN IN POLEN UNERWÜNSCHT

An die Leine genommen

Warschau (taz) — „Bei solchen Steuersätzen müßten wir mindestens einige unserer Casinos in Polen dichtmachen“, meint Bogdan Gumkowski, Direktor von Casinos Poland Ltd. Zusammen mit Casinos Austria International betreibt Gumkowskis Stammfirma, die polnische Fluglinie LOT, in Polen fünf Casinos in Warschau, Posen, Danzig, Krakau und Breslau. Zusammen mit Orbis Casinos, einem Joint-venture des staatlichen Tourismusriesen Orbis, und einer schwedischen Casinofirma gehört Casinos Poland damit zu den größten Investoren im Glücksspiel. Doch über dem Imperium von Gumkowski und seinem Sozius Dr. Harald Strasser ziehen sich dunkle Wolken zusammen.

Vor zwei Jahren wurde bekannt, daß in Polen auch die westdeutsche Casino-Mafia ihre Casinos aufzuziehen begann. Mehrere in Deutschland per Haftbefehl gesuchte Manager aus dem Mafia-Umfeld hatten an den Behörden vorbei in Warschau, Posen, Katowice und Danzig erst die Kings-Casinos gegründet, die sich dann in „Queens Casino“ umbenannte. Der Firma wurde inzwischen die Lizenz entzogen, ein Sonderausschuß des Parlaments befaßte sich mit der rechtlichen Seite des Glücksspielgeschäfts. In der Zwischenzeit haben dort aber Polens Zentristen und Christnationale das Sagen, denen die Glitzertempel ohnehin ein Dorn im Auge sind.

Mittlerweile hat der Ausschuß dem Parlament eine Novelle zum Glücksspielgesetz vorgelegt, in dem als Varianten Umsatzbesteuerungen von wahlweise 35, 45 und 65 Prozent vorgesehen sind. Zur Abstimmung steht dabei auch, ob ausländische Investoren überhaupt noch Casinos betreiben dürfen. Harald Strasser rechnet vor, daß Casinos Austria schon ab einer Besteuerung von 45% vier seiner Casinos schließen müßte.

„Schwarze Schafe schaden dem Ansehen des ganzen Gewerbes“, meint Strasser. Von der Nullvariante der Parlamentarier dagegen erwartet er eine Abschreckungswirkung auch auf andere Bereiche. Die allerdings, so vermuten Experten, werde eher seriöse Investoren abschrecken, die sich an Bestimmungen und Steuergesetze halten. Dubiose Glücksritter aus dem Umfeld der Mafia dagegen gingen einfach in den Untergrund, wie das Beispiel der Türkei gezeigt habe, die vor vier Jahren ebenfalls versucht hatte, dem Hasard mit drastischen Einschränkungen für ausländische Firmen Herr zu werden. Klaus Bachmann

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