: Gutes aus Tschernobyl
■ Gorbatschow-Anweisungen zur Pressezensur
Kiew (ap) — Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 hat der damalige sowjetische KP- Chef Gorbatschow Pressezensur angeordnet. Die „Prawda Ukraini“ veröffentlichte entsprechende von Gorbatschow unterzeichnete Dokumente vom KP-Politbüro. Danach wies Gorbatschow die Medien am 29. Mai — genau einen Monat nach dem Unglück — an, weniger über die Ursache der Katastrophe zu spekulieren, sondern statt dessen über positive Aspekte, beispielsweise bei den Aufräumarbeiten, zu informieren. Außerdem solle ausführlicher über Themen wie der Heldenmut der Helfer berichtet werden.
Unter dem Material, das die „Prawda Ukraini“ veröffentlicht, ist außerdem eine Denkschrift eines Wissenschaftsjournalisten. Dieser kritisiert darin die sowjetischen Behörden wegen ihres unverantwortlichen Verhaltens. So seien Arbeiter und Soldaten ohne jegliche Schutzvorrichtung in das strahlenverseuchte Gelände geschickt worden. Vor der Katastrophe habe man versäumt, Verhaltensmaßnahmen für den Fall eines Unglücks mitzuteilen. „Innerhalb einer Stunde stand die radioaktive Verseuchung der Stadt fest. Die Leute wußten nicht, was sie tun sollten. Niemand übernahm die Verantwortung“, heißt es.
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