: Nachgefragt: "Provokation in Tarifverhandlungen"
Bremens ÖTV-Geschäftsführer Holger Aebker begrüßt die Weigerung Wedemeiers, einen Vorabbetrag auf die Tariferhöhung im Öffentlichen Dienst zu zahlen (vgl. S.21).
taz: Die Regierungschefs von Bremen und Niedersachsen haben heute erklärt, daß sie im Gegensatz zur Tarifgemeinschaft Deutscher Länder keinen einmaligen Betrag von 500 Mark auf den kommenden Tarifabschluß im Öffentlichen Dienst auszahlen werden. Finden Sie das richtig?
Holger Aebker, Geschäftsführer der ÖTV Bremen: Ich persönlich halte das für eine gute Entscheidung, weil ich meine, daß man so mit Verhandlungspartnern nicht umgehen kann: Einen Tarifabschluß verweigern und dann eigenständig einen Abschluß aussuchen und zahlen, um damit den Versuch zu machen, die andere Verhandlungsseite zu schwächen. Solche Zahlungen zielen natürlich darauf ab, die Masse der Unorganisierten zu beschwichtigen, die sich ansonsten gehalten sehen würden, in die Gewerkschaft einzutreten.
Andererseits hätten die Leute immerhin schonmal 500 Mark auf dem Konto.
Das Geld würden sie auch nach einem Tarifabschluß bekommen.
Aber erst später.
Das ist richtig. Aber wer sich dafür ausspricht, daß man das vorher zahlt, der will bewußt Streikbrecher produzieren. Das muß man dann als deutliche Provokation innerhalb von Tarifverhandlungen sehen.
Haben Sie sich in dieser Sache selber an Wedemeier gewandt?
Nein. Im Tarifgeschäft hat es diese Vorabzahlungen im Bereich des Öffentlichen Dienstes noch nie gegeben. Das wird höchstens in Branchen praktiziert, die sich generell gegen Tarifabschlüsse wenden. Die Banken haben jetzt einen Versuch gemacht, einen nicht ganz so stark organisierten Bereich zusätzlich unter Druck zu bringen, indem sie diese Zahlungen leisten. Ase
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