: IWF-Politik in Mosambik gescheitert
■ Fehlende Wirtschaftserfolge in dem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land belastet Beziehungen zum IWF
Maputo (ips) — Kaum ein Minister wagt es in Mosambik derzeit noch, die Ratschläge des Internationalen Währungsfonds (IWF) öffentlich zu verteidigen. Der Grund: die Wirtschaftsdaten haben sich seit Beginn der vom IWF empfohlenen Wirtschaftsreformen im Jahre 1987 weiter verschlechtert. So gab denn auch Finanzminister Eneias Comiche vergangene Woche erstmals das Scheitern der IWF-Intervention zu.
Das von mehr als 15 Jahren Bürgerkrieg verwüstete Mosambik gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Nach dem vergangene Woche veröffentlichten jüngsten Wirtschaftsbericht des Finanzministeriums stecken vor allem der Textilsektor und die Tabakindustrie in der Krise. Beide gehören zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes. Schuld daran ist nach Angaben des Finanzministeriums vor allem die mangelnde Konkurrenzfähigkeit gegenüber Importprodukten aus den Nachbarländern Südafrika, Swaziland und Simbabwe — verursacht durch die rigide Sparpolitik.
In den Verarbeitungsbetrieben in Maputo verfaulen derweil Tonnen von Tabakblättern. Große Textilunternehmen wie Textafrica in der zentral gelegenen Stadt Chimoio oder Texmoque im Norden arbeiten mit stark verringerter Kapazität. Ihre Produkte finden keine Abnehmer mehr. Wegen der vom IWF empfohlenen und von der Regierung in Maputo diszipliniert umgesetzten drastischen Kürzungen bei den Subventionen für Staatsbetriebe stehen ohnehin viele von ihnen kurz vor dem Zusammenbruch.
So ist es auch kein Wunder, daß mit weniger als einem Prozent das Wirtschaftswachstum 1990 bis 1991 das geringste seit dem Beginn des vielgepriesenen Strukturanpassungsprogramms blieb. In den Jahren 1988 und 1989 hatte das Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt noch um 3,2 Prozent zugelegt. Und trotz der rigorosen Sparpolitik der Regierung lagen im vergangenen Jahr die Ausgaben in Höhe von 456,6 Millionen US-Dollar noch mehr als 50 Prozent über den Einnahmen.
Die dem Bankwesen auferlegten Restriktionen bei der Kreditvergabe und die Kürzungen bei den öffentlichen Ausgaben haben zwar den IWF erfreut, nicht aber die Bevölkerung. Sie beklagt nicht nur, daß die Gehälter nicht an die gegenwärtige Inflation von 35Prozent angepaßt werden. Der Unmut über die Politik der Regierung entzündet sich vor allem an der Zunahme der Arbeitslosigkeit und Armut im Land.
Dreimal im Jahr kommt eine IWF-Delegation nach Maputo, verhandelt dort drei Wochen mit der Regierung und überreicht ihr dann die wirtschaftlichen Vorgaben für die nächsten vier Monate. Darin werden die Ausgaben jedes Ministeriums und die währungspolitischen Maßnahmen genau festgehalten. Von den Streiks, zu denen es immer öfter kommt, wollten die IWF-Vertreter nichts hören, erklärt ein Teilnehmer dieser Verhandlungen, „wenn wir aus irgendeinem Grund die Streiks erwähnen müssen, werden sie still. Dann fragen sie uns, ob wir mit der Arbeit fortfahren können.“
Mosambik muß derzeit auch über die drohenden oder bereits eingetretenen Kürzungen von Krediten und Entwicklungshilfegeldern durch die Geldgeber-Staaten besorgt sein. Schweden hat seine Entwicklungshilfe für das Land dieses Jahr auf 65 Millionen US-Dollar reduziert — das ist eine Kürzung um 13Prozent.
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