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VCD fordert: Alle Macht den Schienen

■ VCD will Schienennetz in der Weser-Ems-Region / Firmen benutzen LKWs als „fahrende Lager“

Für 2,5 Milliarden Mark sollen in den nächsten Jahren zwischen Ems, Weser und Elbe Straßen gebaut werden. Das sehen die ehrgeizigen Verkehrswegepläne von Bundesverkehrsminister Krause vor. Bis zum Jahr 2010 wird sich der LKW-Verkehr auf bundesdeutschen Straßen verdoppelt haben, bereits jetzt platzen die Autobahnen, Land- und Bundesstraßen aus allen Leitplanken. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert jetzt eine verkehrspolitische Vollbremsung.

„Wenn dieses Programm realisiert wird, werden wir zur LKW- Piste Europas“, erklärte gestern Michael Frömming vom VCD Niedersachsen. Die Autobahnprogramme für eine A 26 zwischen Hamburg und Stade, die Weserquerung bei Dedesdorf, die Küstenautobahn, die die Benelux- Länder mit Stettin verbinden soll sowie die zahlreichen Ortsumfahrungen, die im sog. „nassen Dreieck“ zwischen Cuxhaven, Bremen und Hamburg geplant sind, sollen ersatzlos gestrichen werden, stattdessen setzt der VCD voll auf das regionale Eisenbahn- Netz.

Insgesamt neun intakte Gleisstrecken gibt es heute noch in diesem Gebiet, vier davon werden auch für den Personenverkehr benutzt. Zwei Strecken liegen zur Zeit still, weitere vier wurden bereits abgerissen, eine „relativ intakte, wenn auch sanierungsbedürftige Gleisinfrastruktur“, wie der VCD konstatierte.

Also Güter und Pendler rauf

Verkehrsmittel des 21. Jahrhunderts?Foto: Archiv

auf die Schiene. Für den Personenverkehr sollen in einem ersten Schritt vier Strecken reaktiviert werden. Bremerhaven - Bremer

vörde-Buxtehude — Neugraben, Stade — Bremervörde - Osterholz-Scharmbeck — Bremen, Bremervörde — Zeven — Rotenburg, Zeven — Sittensen — Tostedt, Bremerhaven — Bederkesa. Zu diesem Zweck wurde Ende letzten Jahres etwa 160 Kilometer Bundesbahnstrecke zwischen Bremerhaven, Bremervörde, Stade, Rotenburg und Hollenstedt an die Eisenbahn- Verkehrsbetriebe Elbe/Weser (EVB) verkauft, zum symbolischen Preis von einer Mark. Die EVB saniert jetzt mit 7,3 Millionen Landesmitteln und mit 20 Millionen von der Deutschen Bundesbahn (die Subvention ist billiger als der Unterhalt der Strecken bis zur planvollen Stillegung). „Der Ausbau der Strecke für knapp 30 Millionen stehen allein 500 Millionen für die Weserquerung einer Autobahn bei Dedesdorf gegenüber“, rechnete Frömmig gestern vor.

Vor allem aber sollen die Güter auf die Schiene gebannt werden. Bereits jetzt schlängeln sich täglich mehr als 400 LKWs außerhalb der Fernstraßen durch die niedersächsischen Dörfer. Jens Jahnke, Geschäftsführer der Osthannoverschen Eisenbahnen Gmbh, ist mit jährlich 1,2 Millionen Tonnen, die über seine 326 Eisenbahnkilometer transportiert worden sind, noch lange nicht ausgelastet. „Locker das dreifache, das ist überhaupt kein Problem.“

Das Problem beim Umstieg auf die Schiene liegt woanders. Derzeit benutzen findige Unternehmen ihre LKWs als fahrende Lager. Das ist billiger, als die Ware irgendwo teuer in Zentrallagern zu horten. „Solange das gesetzlich geht, werden die Vertriebswege über die Straßen gesucht“, erklärt Jahnke. mad

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