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Gespräche über Schwarzmeerflotte

■ Treffen russischer und ukrainischer Delegation in Odessa/ Es geht um 300 Schiffe und 300 Flugzeuge und Hubschrauber/ Keine Hoffnung auf eine schnelle Einigung

Odessa (afp) — Ohne große Erwartungen auf eine baldige Einigung haben Rußland und die Ukraine am Mittwoch Gespräche über die Zukunft der von beiden Ländern beanspruchten Schwarzmeerflotte aufgenommen. Beide Delegationen unter Leitung der stellvertretenden Parlamentspräsidenten schlossen bei ihrem Eintreffen in dem südrussischen Verhandlungsort Odessa eine Entscheidung darüber aus, ob und wie die aus 300 Schiffen bestehende ehemalige sowjetische Flotte geteilt wird. Zunächst gehe es in den auf zwei Tage angesetzten Gesprächen darum, eine Basis des gegenseitigen Verständnisses zu schaffen, sagte Anatoli Katalow von der ukrainischen Delegation.

Die ukrainischen Unterhändler bekräftigten in Odessa, daß alle in ukrainischen Häfen stationierten Schiffe unter dem Kommando in Kiew stehen sollten. Die im Krimhafen Sewastopol liegende Schwarzmeerflotte mache nicht einmal zehn Prozent der gesamten ehemaligen Flottenstärke der UdSSR aus. Da die Ukraine sich in ihrer Rolle als Sowjetrepublik mit weit mehr als zehn Prozent an den Kosten für die Flotten beteiligt habe, stehe ihr die Schwarzmeerflotte auch zu, argumentierten sie. Rußland will demgegenüber die mächtige Flotte, die Schätzungen zufolge neben den 300 Schiffen, darunter 60 Kriegsschiffe, noch 300 Flugzeuge und Hubschrauber umfaßt, unter Hinweis auf ihre strategische Bedeutung unter das Oberkommando der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) stellen.

Die Moskauer Tageszeitung 'Nesawissimaja Gaseta‘ wertete es am Mittwoch als schlechtes Zeichen, daß die russische Delegation von dem stellvertretenden Parlamentspräsidenten Juri Jarow geleitet wird, der sich wiederholt entschieden für die Rückgabe der Krim aussprach. Der Oberbefehlshaber über die GUS-Truppen, Marschall Jewgeni Schaposchnikow, sprach in einem in der Zeitung veröffentlichten Interview von „sehr schwierigen Verhandlungen“, die aber nicht aussichtslos seien. Er sei dafür, der Ukraine ein Fünftel der Schwarzmeerflotte zu überlassen.

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