: Bush will zum Klimagipfel nach Rio
Houston/Bonn (ap) — US-Präsident George Bush hat sich nach Angaben von Bundespräsident Richard von Weizsäcker offenbar entschlossen, an der im Juni in Rio de Janeiro beginnenden UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED) teilzunehmen. Weizsäcker sagte gestern auf dem Rückflug von seinem Staatsbesuch in den USA, er habe die „begründete Vermutung“, daß Bush zu der Konferenz reise. In einem Gespräch mit 'ap‘ warnte der Bundespräsident vor zu hohen Erwartungen „in bezug auf konkrete Ergebnisse“ auf dem Weltklimagipfel.
In den Vorverhandlungen für die Rio-Konferenz haben sich die USA bislang strikt geweigert, sich auf konkrete Ziele zur Verringerung der Emissionen des bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern freiwerdenden Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) festzulegen. Ein verbindlicher CO2-Reduktionsplan der Industriestaaten gilt als Voraussetzung für die Zustimmung der Entwicklungsländer zu konkreten Maßnahmen zum Schutz des Regenwaldes. Bush, mit dem Weizsäcker in Washington zusammengetroffen war, hat offenbar aus Rücksicht auf die amerikanische Wirtschaft seine Teilnahme am Gipfel von einem Verzicht auf konkrete Ziele zur CO2-Reduzierung abhängig gemacht.
Weizsäcker wies darauf hin, daß allein schon die Tatsache, daß die UNCED-Konferenz stattfindet, in den USA die öffentliche Diskussion über globalen Umwelt- und Klimaschutz belebt habe. Das öffentliche Bewußtsein in den USA folge langsam der Entwicklung in anderen Industriestaaten. Ohne die Konferenz würden sich die Regierungschefs zu diesem Thema nicht der Öffentlichkeit stellen müssen. Der Präsident betonte, daß der Umweltschutz zum neuen, über das Militärische hinausgehenden Sicherheitsbegriff gehöre. Zugleich bedauerte er, daß das rapide Wachstum der Weltbevölkerung und als dessen Folge die wachsende Armut nicht auf der Rio-Konferenz erörtert werden sollten. „Wer für seine Familie nichts zu essen hat, von dem kann man nicht erwarten, daß er hungernd die Natur schützt“, sagte der Bundespräsident. Die Menschen in den Industrieländern müßten diesen Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum, Armut und Umwelt bedenken.
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