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Kadaverbomber

■ Zehn Airlines gelten als Vogelkiller

Frankfurt/Main (taz) — Fluggäste, die ihren Flug aus Sengal, Tansania, Argentinien, Guyana oder Indonesien antreten, haben alle Chancen, in einem Kadaverbomber zu sitzen. Während im Passagierraum lauwarme Snacks gereicht werden, verenden im Frachtraum mitunter Tausende Wildvögel. Allein im März 1991 starben bei einem Flug von Indonesien in die USA 10.000 Vögel. Dick im Geschäft mit dem Elend der Vögel sind die Aeroflot (ausgenommen von Tansania), die Aeronica (von Nicaragua), die Air Afrique (von Senegal aus), die peruanische Fluglinie Aero Peru, die argentinische Avianca, die Carribbean Air Cargo (von Guyana), die Ghana Airways sowie die Malaysia Airlines und die Staff Airlines (Argentinien). Diese Fluglinien ignorieren bislang das freiwillige Transport-Embargo für wildgefangene Vögel, dem sich mittlerweile 74 Airlines angeschlossen haben, darunter alle großen europäischen, US-amerikanischen und japanischen. Die Fluglinie mit dem Kranich, die Lufthansa, war bis November 1990 größter Transporteur. Alljährlich werden Millionen von Vögeln für Handel und Haltung gefangen. Bereits 41 Arten sind dadurch an den Rand des Aussterbens gebracht worden. Von vier gefangenen Vögeln überlebt nach Angaben der als „Öko-Detektive“ bekannt gewordenen englischen Tierschützer Environmental Investigation Agency (EIA) nur ein Tier Fang und Transport, um sein Leben dann in einem Drahtverschlag in deutschen Wohnzimmern oder in Freizeitparks zu fristen. Drehscheibe für den Transport der Tiere ist nach Auskunft des Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV) nach wie vor Deutschland und die EG. Mit drei Millionen eingeführten Tieren liegt der künftige europäische Binnenmarkt an führender Position im internationalen Geschäft mit den Kreaturen. Auf ihrer gemeinsamen Pressekonferenz forderten die Umweltschützer gestern in Frankfurt die Internationale Lufttransport- Agentur IATA auf, ein für alle Fluggesellschaften der Welt verbindliches Transportverbot zu erlassen. Mib

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