MIT TREUHAND-SANIERERN AUF DU UND DU: Keine Treuhand-Konzerne
■ Mit Management-KGs will die Treuhand Firmen sanieren
Berlin (taz) — Die Treuhand übt sich als Sanierungsanstalt: Mit den ersten beiden Management-Gesellschaften will die Berliner Mega- Behörde nun jeweils einem knappen Dutzend Firmen neue Perspektiven eröffnen. Wenn sich die Übung mit den „Piloten“ (Treuhand-Vizepräsident Hero Brahms) bewährt, sollen weitere Management-KGs einen Teil der derzeit noch knapp 4.800 Treuhand-Unternehmen befristet übernehmen, für die es derzeit keine konkreten Privatisierungsmöglichkeiten gibt. „Wir wollen aber keine neuen Konzerne schmieden“, erklärte er.
Als Vorläufer werden in zwei Kommandit-Gesellschaften ausgewählte, von der Treuhand als sanierungsfähig erachtete Unternehmen zusammengefaßt. Einziger Kommanditist der Manangement-KGs ist die Treuhand. Mit dem Modell will sie eine möglichst zügige und kompetent durchgeführte Restrukturierung der Unternehmen ermöglichen, um sie in einem zweiten Schritt dann zu verkaufen. In maximal drei Jahren sollen sanierungserfahrene Manager, die zugleich als Geschäftsführer und Gesellschafter die unter den Fittichen der Management-KGs agierenden Management-GmbHs führen, die Unternehmen in eine wettbewerbsfähige Lage versetzen. Der Anreiz für die Sanierungscrew: Sie werden am Gewinn bei einer späteren Privatisierung beteiligt. Angesichts der schweren Aufgabe und des hohen persönlichen Einsatzes und Risikos eine Selbstverständlichkeit, so Hanno Brahms, zumal die ausgewählten Unternehmen alles keine „Selbstläufer“ seien. Alle Unternehmen fahren derzeit Verluste ein; es ist nicht auszuschließen, daß einige der Firmen zwischenzeitlich auf der Strecke bleiben.
Ein Firmenkonglomerat mit dem Schwerpunkt Anlagenbau, dem elf Betriebe mit insgesamt rund 12.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 1,9 Mrd. Mark (1991) angehören, wird der ehemalige Continental-Vorstandschef Horst Urban übernehmen. Daß die Gruppe kein neues Direktorat der Treuhand, sondern ein eigenständiges Unternehmen in operativer und strategischer Hinsicht sei, legte Urban gleich klar. Die zweite, maschinenbauorientierte Management-KG, die zehn Firmen mit rund 15.500 Beschäftigten und einem Umsatz von 900 Mio. Mark umfaßt, wird der Ex-Banker und frühere Sanierer der Deutschen Anlagen Leasing, Horst Plaschna leiten, der sich zuvor bereits bei der Treuhand als „Plattmacher“ (IG Metall) ein zwiespältiges Renommee verschaffte. Erwin Single
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