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Fink verliert voraussichtlich Professur

■ Nach gestrigem Evaluierungsgespräch verdichten sich Hinweise, daß ehemaliger Humboldt-Rektor seine Professur verliert/ Nicht wegen Stasi-Verdacht, sondern — angeblich — wegen Qualifikation

Mitte. Der als Rektor gekündigte Heinrich Fink wird nun offenbar auch seine Stelle als Professor der Theologie an der Humboldt-Universität einbüßen. Fink war gestern zum Gespräch mit dem Vorsitzenden der Struktur- und Berufungskommission (SBK) der Theologie, Trutz Rendtorff, sowie Dekan Wolf Krötke geladen worden. Rendtorff wollte zwar »strengstes Stillschweigen über die Personalangelegenheit wahren«, aber es deutet alles darauf hin, daß Heinrich Fink dabei das negative Ergebnis seiner Einschätzung durch die SBK mitgeteilt wurde.

Für Heinrich Fink würde eine negative Evaluierung durch die SBK bedeuten, daß er kaum Chancen auf eine Professorenstelle bei der neuen theologischen Fakultät der Humboldt-Universität hätte. Fink war im letzten Jahr wegen Stasi-Verdachts entlassen worden. Ein Arbeitsgericht hatte am 1. April die Entlassung für unzulässig erklärt und ihm seine Professorenstelle wieder zurückgegeben. Heinrich Fink propagierte als Rektor eine Selbsterneuerung der Humboldt-Universität von innen heraus. Er genießt in der Uni große Sympathie. Zur mutmaßlichen negativen Evaluierung sagte gestern eine Studentin: »Mir war das klar, weil sie an der Theologie alle aus Finks politischer Richtung abgeschossen haben.«

Die Struktur- und Berufungskommission hatte am Freitag getagt und danach — so ihr Vorsitzender Trutz Rendtorff — ihre »Personalentscheidung den zuständigen Gremien übergeben«. Das sind der amtierende Rektor der Humboldt-Universität, Alfred Zschunke, und Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU). Der Münchner Theologe Rendtorff sagte, »an dem rechtlichen Status von Professor Fink hat sich durch das Votum der SBK zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts geändert«. Eine Beschlußempfehlung sei »ohne Konsequenzen«.

Die SBK der Theologie stellt keine Berufungslisten auf, wie das die SBKs der anderer HUB-Fachbereiche tun. Sie begutachtet die vorgelegten wissenschaftlichen Arbeiten und schätzt daraufhin deren Qualifikation ein. Dabei hat sie sich vor allem der Humboldt-Professoren angenommen. Hintergrund dessen ist, daß die Humboldt-Theologie mit der Kirchlichen Hochschule in Zehlendorf zusammengeführt werden soll. Danach gäbe es aber mehr Theologie-Professoren, als Stellen vorhanden sind. Die leichteste Möglichkeit, diesen »Professoren-Überhang« abzubauen, besteht in der negativen Evaluierung und anschließenden Kündigung der Humboldt-Leute. Die Professoren der Kirchlichen Hochschule sind verbeamtet und unkündbar. Bisher sind vor allem Humboldt-Professoren negativ evaluiert worden, die sich der bekennenden Kirche zurechnen und bei der Christlichen Friedens-Konferenz (CFK) in der DDR engagiert waren. cif

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