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Wedemeier löffelt weiter seine Suppe

■ ... und alle sollen 20 Mark dazubezahlen / Kröning: „tüchtig, tüchtig“

Was hilft, wenn die Stimmung gereizt ist? Immer eine gute Suppe. Das ist bei der Bremer Landesregierungnicht anders als bei Familie Knorr. Und deshalb war sie vielleicht noch nie so wertvoll wie heute: die Suppe, die während der diensttäglichen Beratung gereicht wird.

Am vergangenen Dienstag kam auch die niedersächsische Landesregierung in den Genuß der bremischen Brühe und erledigte kurzerhand eine ganze Palette von Themen: Luneplate, Hochschulprogramm, artgerechte Tiertransporte... An dieser Stelle wachte übrigens der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder kurz auf und merkte an, daß mit diesem Thema unbedingt positive PR gemacht werden müsse.

Eine Reaktion des Bremer Bürgermeisters ist nicht überliefert. Stattdessen wissen wir über ein großes Erstaunen zu berichten: Es breitete sich aus auf dem Gesicht von Senatorin Irmgard Gaertner, als sie von Wedemeier einen dienstlichen Brief „Betr.: Suppe“ erhielt. Wedermeier forderte von ihr, die noch kaum in ihrem Bremer Amte Platz genommen hat, sie möge doch 20 Mark pro Monat auf das Konto 106 788 45 der Senatskanzlei bei der Bremer Sparkasse überweisen, bitteschön.

Dies ist aber, nach dem Verzicht auf die senatorische Gehaltserhöhung, mitnichten ein weiterer Anschlag auf die Portemonnaies der Regierenden. Den Suppenobulus, so erinnern sich altgediente Sekretärinnen, mußten die SenatorInnen schon in der vergangenen Legislaturperiode überweisen. Senatssprecher Klaus Sondergeld verwies in einer offiziellen Stellungnahme gestern darauf, daß alle das gleiche zahlen. Sondergeld wörtlich: „Es wird nicht nachgezählt, wer wieviel gegessen hat.“

Es soll allerdings ein Gerücht sein, daß Wedemeier kürzlich seinem Finanzsenator (Spitzname Oberlehrer) einen ganzen Teller fettige Brühe über den Schoß gegossen hat. Obwohl: Gründe gäbe es einige. So zum Beispiel Krönings Einlassungen im Fernsehen zu Wedemeiers Regierungskunst: „Er hat sich tüchtig (!!!) bemüht (!!!), die Koalition im Griff zu behalten.“ Auf die Nachfrage, ob eine solche Bemerkung im gewöhnlichen Arbeitszeugnis nicht lebenslange Arbeitslosigkeit zur Folge hätte, antwortete Krönings Sprecher Hartwig: „Das ist eine bösartige Unterstellung.“

Bürgermeister Klaus Wedemeiers Äußerung im Donnerstags-Fernsehen zum gleichen Anlaß („Ich bin für vier Jahre gewählt, und diese Suppe werde ich auslöffeln“) wurde bislang nicht einmal vom Suppenkasper dementiert. Darüber wundert sich am Ende dieser Woche Rosi Roland

P.S.: Für die Überweisung von Brühwürfeln auf o.a. Konto stellt die Senatskanzlei eine Spendenbescheinigung aus.

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