„Zu den Feministen gehöre ich nicht“

■ Evelin Albrecht ist die erste Frau im Amt des Oberkirchenrates

Die Synode der evangelischen Landeskirche Oldenburg hat erstmals eine Frau in ein leitendes Amt gewählt: Pastorin Dr. Evelin Albrecht (46) aus Wilhelmshaven wird Nachfolgerin des Oberkirchenrates Herrmann Müller, derin den Ruhestand geht.

“Ich fühle mich ein Stück erleichtert von der Anspannung her. Irgendwo ist es noch nicht ganz wirklich.“ — Bedächtigkeit statt überschwenglicher Freude. Evelin Albrecht ist keine strahlende Siegerin. Sie wirkt eher zurückhaltend. Und vielleicht hat gerade das die Mehrheit der Synodalen — überwiegend Männer — dazu gebracht, ihr ihre Stimme zu geben.

„Sie kann sich selbst zurücknehmen“, lobt einer, der sie gewählt hat. „Trotz eher konservativer Grundprägung kann sie sich in liberale Positionen eindenken. Und das, glaube ich, weil sie eine Frau ist. Männer sind immer so rechthaberisch.“ Sicher habe es bei ihrer Wahl eine Rolle gespielt, daß sie eine Frau sei, meint auch die frischgebackene Oberkirchenrätin selbst. Und sie hoffe, ein Zeichen dafür setzen zu können, daß die Kirche nun endlich auch die gehobenen Positionen für Frauen öffnet. „Aber zu den Feministen können sie mich nicht zählen!“ Da sympathisiert Evelin Albrecht, nach Studium in München und ersten Anstellungen bei der Kirche in Oberbayern, schon eher mit der CSU.

Evelin Albrecht wurde 1946 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur begann sie sofort, Theologie zu studieren. Mit 30 machte sie ihren Doktor, mit 32 trat sie in den Dienst der Oldenburgischen Landeskirche. Ein Leben für die Theologie. Gibt es auch eine private Evelin Albrecht? — „Das ist schwer zu trennen. Mein Beruf ist gleichzeitig auch mein Hobby und meine Familie.“ In ihrer Freizeit liest sie am liebsten theologische Fachliteratur, hört klassische Musik oder wandert mit ihrer Mutter durch die Alpen. Verheiratet ist Evelin Albrecht nicht: „Es hat sich nie die Gelegenheit ergeben, vielleicht deshalb, weil ich mit meinem Beruf verheiratet bin.“

Und in dem hat sie jetzt beinahe alles erreicht, was möglich ist. Über dem Oberkirchenrat steht nur noch der Bischof. Aber um die Karriere sei es ihr nie gegangen, betont Albrecht. Allein die spezielle Arbeit dieser Oberkirchenratsstelle habe sie interessiert. Insgesamt gibt es fünf Oberkirchenräte mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Evelin Albrecht ist jetzt Personal-Chefin aller 261 PastorInnen in der Oldenburgischen Landeskirche. Sie willzunächst ihr Arbeitsfeld kennenlernen, „um möglichst schnell sachgerechte Entscheidungen treffen zu können, die richtigen Leute an die richtige Stelle zu setzen.“

Grundsätzlich will sie bei ihren Personalentscheidungen nicht nur Gewicht auf „bewertbare Qualifikation“ legen. Wichtig sei auch die Haltung und Lebensführung der zukünftigen PastorInnen: „Disziplin im Blick auf eigenes Verhalten. Ein Pfarrer ist nie nur Privatmensch. Er vertritt immer auch die Kirche.“ Homosexuelle PfarrerInnen zum Beispiel wird's deshalb „mit Blick auf die Öffentlichkeitsbedeutung des Pfarramtes“ in ihrer Amtszeit nicht geben. Isabelle Yeginer