: 65 Mio. teurer Spaß
■ Bill Koch gewinnt die fünfte Wettfahrt und den „America's Cup“ gegen die „Il Moro di Venezia“
San Diego (dpa) — Als Bill Koch am Samstag nachmittag den America's Cup für die USA erfolgreich verteidigt hatte, nahm er sorgfältig seine Brille ab und sprang in voller Kleidung in den Pazifik. Mit 44 Sekunden Vorsprung hatte seine Yacht „America3“ auch die fünfte Regatta gegen Italiens Herausforderer „Il Moro di Venezia“ und damit die Finalserie mit 4:1-Siegen gewonnen. Der mehr als 65 Millionen Dollar teure Traum des Milliardärs aus Kansas war wahr geworden. Nach dem Zweikampf gegen Amerikas Segelheld Dennis Conner im Halbfinale, nach dem nur anfangs dramatischen Finale gegen die Italiener mit dem gebürtigen Amerikaner Paul Cayard als Skipper, genoß Koch die Siegestour durch den Hafen von San Diego wie ein kleiner Junge, der ein kleines Spielzeug-Segelboot in die Badewanne gesetzt bekommt.
„Es ist toll, Amerikaner zu sein“, sagte Koch mit Tränen in den Augen, „das ist ein Sieg von Amerikas Technologie, Amerikas Teamwork und amerikanischem Stolz.“ Vergessen war seine Erklärung in der vergangenen Woche, unter ähnlichen finanziellen Bedingungen den Cup 1995 nicht verteidigen zu wollen. Koch hatte mehr als 50 Millionen Dollar aus eigener Tasche investiert. Insgesamt hatten die einzelnen Syndikate mehr als eine halbe Milliarde Dollar ausgegeben. Spanien und Frankreich hatten sich unterdessen nur Sekunden nach Ende der letzten Regatta als Herausforderer für den nächsten America's Cup registrieren lassen.
Koch und sein erfahrener Skipper Buddy Melges stritten sich kurz vor dem Ziel scherzhaft ums Steuer. Koch hatte viel Kritik einstecken müssen, weil er erst nach einigen Fehlern den erfahrenen Melges als Skipper ans Ruder ließ. Am Ende umarmten sie sich, ehe sich Koch auf den Schultern der anderen den Champagner durchs Haar laufen ließ. „Unser Boot war phantastisch, unsere Crew war phantastisch“, sagte Koch, „das ganze Geld hat sich vielleicht doch gelohnt.“ Sprach's und stemmte die bodenlose Silberkanne so hoch es ging.
Die Italiener waren gute Verlierer. „Wir haben gegen ein besseres Team mit einem schnelleren Boot verloren. So einfach ist das“, sagte Cayard, der in der zweiten Regatta den einzigen Sieg mit drei Sekunden Vorsprung geschafft hatte, „ich bin zweifellos nicht so gut gesegelt wie in den Ausscheidungsrennen. Warum, weiß ich nicht.“ Syndikatchef Raul Gardini hatte Mühe, Worte zu finden. „Jetzt ist die Story zu Ende, wie ein Traum“, meinte der Unternehmer, „wenn der Traum vorbei ist, ist alles vorbei. Ich weiß nicht, ob ich so etwas noch einmal machen kann.“ Sven Busch
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