: Keine Angst vorm alten Reichstag
■ Wettbewerb »Umbau Reichstag« wird im Juni ausgelobt/ Baukommission für funktionale Modernisierung/ Plenarsaal und Präsidialbereich sollen neu entstehen/ Kuppel kein Muß für Umbau
Berlin. Das Konzept für den Realisierungswettbewerb »Umbau Reichstagsgebäude zum Deutschen Bundestag« steht. Nach der Phase des »Ideensammelns auf dem Reichstagskolloquium im Februar« seien nun die »Auslobungsinhalte« festgeklopft worden, sagte Dietmar Kansy, Vorsitzender der Baukommission des Deutschen Bundestags.
Die teilnehmenden Architekten für den 1894 von Wallot geplanten und von Paul Baumgarten in den sechziger Jahren umgebauten Reichstag sollten sich darauf konzentrieren, daß den »funktionalen, räumlichen und gestalterischen Anforderungen eines modernen Arbeitsparlaments« Rechnung getragen werde, betonte Kansy. Auf Wunsch der Bundestagsabgeordneten sei die Neuplanung des Plenarsaals sowie des Präsidialbereichs »Pflicht«. Zusätzlich sollten Überlegungen angestrengt werden, wo in dem mit 17.000 Quadratmeter Nutzfläche großen Gebäude neue Zuordnungen der Räume vorgenommen und die Geschäftsführungsbereiche der Fraktionen untergebracht werden könnten. Wichtig erscheine der Baukommission, daß »im Entwurf Transparenz, Bürgernähe und Offenheit zu spüren sind«, erklärte Kansy. Ein abgeriegeltes Parlamentsgebäude dürfe es ebensowenig geben wie die Realisierung eines Entwurfs, der »von ängstlicher Vorsicht und engem Restaurierungsbemühen des Denkmals gekennzeichnet ist«. Auch »Entkernungsaktionen« werde es nicht geben. Die Wiederherstellung der Kuppel konnte sich Kansy nur in einem funktionellen Zusammenhang mit dem Bauwerk vorstellen.
Die Ausschreibung erfolgt als bundesoffener Realisierungswettbewerb mit 14 Zuladungen ausländischer Architekturbüros. Die Auslobungsunterlagen werden ab dem 26. Juni ausgegeben. Abgabetermin ist der 2. Oktober 1992. Mit der Entscheidung des Preisgerichts rechnet Kansy im Januar 1993. Die Umbauarbeiten könnten 1995 beginnen, der Einzug der Parlamentarier in das modernisierte Reichs-Bundestagsgebäude wäre 1998 möglich. Den Kostenrahmen für den Umbau sieht Kansy »in einer Zahl um 500 Millionen Mark«. Eine Schwierigkeit wird für die Teilnehmer darin bestehen, daß zeitgleich mit dem Wettbewerb »Umbau Reichstag« der »städtebauliche Ideenwettbewerb Spreebogen« ausgelobt wird. Anstatt den städtebaulichen Wettbewerb für das Regierungsviertel abzuwarten, drängte Kansy darauf, beide Konkurrenzen »parallel zu machen«. Zwar werden die Architekten angehalten, die »Entwicklung des Spreebogenwettbewerbs« zu verfolgen. Allein genügend Zeit für überlegte Abstimmungen wird ihnen fehlen. Ein koordinierter Planungsprozeß brächte sicher andere Ergebnisse. Rolf R. Lautenschläger
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