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Rumänien: Fernziel Wiedervereinigung

Kischinjow (dpa) — Rumäniens Präsident Ion Iliescu hat sich bei seinem ersten Besuch in der moldawischen Hauptstadt Kischinjow am Montag für eine Wiedervereinigung Rumäniens mit Moldova — dem ehemals rumänischen Bessarabien — ausgesprochen. Allerdings könne dies nur ein Fernziel sein. Iliescu erklärte: „Die Wiedervereinigung ist eine unserer nationalen Hoffnungen, aber wir müssen von den Realitäten unserer Zeit ausgehen.“ Vor einer Phase der Annäherung müsse die Unabhängigkeit Moldovas gestärkt werden.

Im Lauf des Besuches sollen Abkommen über wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit unterzeichnet werden. Ein seit längerem vorbereiteter Freundschaftsvertrag wurde dagegen verschoben, weil beide Seiten Zeichen einer zu großen Annäherung vermeiden wollten.

Überschattet wurde der Besuch des rumänischen Präsidenten von erneut aufflammenden Kämpfen in der Dnjestr-Region, in der die russische und ukrainische Bevölkerung gegen die drohende Wiedervereinigung kämpft. Bei Schußwechseln zwischen russischsprachigen Garden und moldawischen Regierungstruppen sollen sechzehn Menschen getötet und 55 darunter zahlreiche Zivilisten, verletzt worden seien. Beschädigt wurde auch das Wasserkraftwerk am Dnjestr-Staudamm, von dem Moldova den größten Teil seines Stroms bezieht.

Zugleich kündigte sich eine weitere Eskalation der Auseinandersetzung an. Die in Moldova stationierte 14. GUS-Armee drohte Vergeltung an, falls bei den Kämpfen weiterhin Kasernen und Soldatensiedlungen beschossen werden sollten. Während Moldovas Präsident Mircea Snegur den Anspruch auf das Gebiet links des Dnjestr bekräftigte, sprach Iliescu sich für ein Gipfeltreffen der vier Staaten Rußland, Ukraine, Rumänien und Moldawien aus. Ihre diplomatischen Experten verhandeln seit längerem über einen Waffenstillstand.

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