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Wachstum der Städte als neue Kriegsgefahr

Bonn (epd) — Das rapide Wachstum der Städte sowie der Zusammenbruch bisheriger staatlicher Strukturen gehören zu den Ursachen möglicher künftiger Kriege. Diesen Schluß zieht Till Bastian, Vorsitzender der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“, in einer am Freitag in Bonn vorgelegten Studie „Städte, Flüchtlinge und Mangel“. Die anhaltende Fixierung auf destruktives Wachstum lasse die Ursachen für gewaltsame Konflikte explosionsartig anschwellen, heißt es darin. Anders als in der Vergangenheit verliefen Kriege der Zukunft sehr diffus und ohne klare Fronten. Ein Muster für künftige Konflikte stelle der Balkan dar, wo jeder gegen jeden kämpfe.

Nach Darstellung Bastians werden im Jahr 2000 von den 20 größten Ballungsgebieten der Welt 17 in den Entwicklungsländern liegen. Neben einer Zunahme der Umweltbelastung habe dies soziale Verrohung und Verelendung zur Folge. Durch das Anschwellen der Elendsquartiere sowie die zunehmende Elendswanderung sei mit einer Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen zu rechnen. Als Beispiele wird in der Studie der Anstieg der Cholera-Erkrankungen Ende der 80er Jahre genannt sowie die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit Aids, die wiederum die Verbreitung von Tuberkulose und Malaria begünstige. Hunger, Wassermangel, Seuchen und Massenarmut könnten in den großen Städten des Südens zu einer Lage führen, „gegen die der Jetzt- Zustand noch geradezu idyllisch erscheint“.

Als eine besondere Problemzone kann nach der Studie die Mittelmeerregion gesehen werden. Erstmals seit mehr als 2000 Jahren habe 1990 die Zahl der Anwohner der Südküste des Mittelmeers diejenige der Menschen an dessen Nordseite überstiegen. Das Übergewicht der islamischen Anrainerstaaten des Mittelmeers werde schon in acht Jahren 70 Millionen Menschen betragen. „Die Gefahr eines verteilungspolitischen Fundamentalismus der reichen Länder des Nordens als Reaktion auf die Radikalisierung des Südens“ nehme zu, heißt es in der Studie.

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