: Waigel warnt vor Zerfall der Bonner Koalition
Erding (ap) — Der CSU-Vorsitzende, Bundesfinanzminister Theo Waigel, hat vor einem Zerfall der Bonner Koalition gewarnt. Immer stärkere „Selbst- und Gegenblockaden“ innerhalb des Regierungsbündnisses von CDU/CSU und FDP machten eine glaubwürdige Politik nicht mehr möglich, mahnte Waigel in seiner Eröffnungsrede beim „Kleinen Parteitag“ der CSU am Freitag in Erding. Wenn die Koalition nicht in der Lage sei, anstehende Probleme zu lösen, dann suchten sich diese „Probleme von selbst neue Mehrheiten und damit eine andere Koalition“. Waigel zeigte sich besorgt über das „diffuse Bild“, das das Regierungsbündnis derzeit biete. Statt erfolgversprechende Perspektiven zu vermitteln, bestimmten Diskussionen über Personalprobleme und eine große Koalition sowie koalitionsinterne Grabenkämpfe die politische Tagesordnung in Bonn. Vor allem das Erscheinungsbild der Schwesterpartei CDU lasse zu wünschen übrig, kritisierte der CSU- Chef. Aus der einstigen Geschlossenheit sei ein Dauerstreit der verschiedenen soziologischen und regionalen Gruppierungen geworden. Gleichzeitig warf Waigel Bundeskanzler Helmut Kohl Führungsschwäche vor. Er habe den Wechsel im Auswärtigen Amt als Gelegenheit für eine breite Regierungsumbildung verpaßt.
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