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Neonazistischer „Kampftag“ ohne Gewalt

■ Gegendemonstranten warfen Eier ins Leere / Polizei trennte Demos

„Ich dachte, wir machen Europa“ flüstert der 30 Jahre alte Italiener Ricardo. Dabei verschränkt er nachdenklich die Zeigefinger. Vor dem Restaurant des Pizzabäckers in der Wilhelmshavener Parkstraße ziehen am Sonnabend Leute in schwarzer Kleidung vorbei. Sie rufen „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen“. Ein italienischer Kollege ist nicht nur betrübt über den verlorenen Umsatz in seinem Eiscafe an diesem sonnigen Sonnabend. Ihm steht auch Angst im Gesicht.

Denn zwischen Ricardo und dem Norditaliener Walther zerplatzen rund eine Stunde lang Eier, zerschellen Getränkeflaschen und detonieren Knallkörper auf dem Straßenpflaster. Anfangs fliegen auch Steine.

Weniger als 100 schwarzgekleidete Rechtsradikale des –Deutschen Kameradschaftsbundes“ und mehrere hundert Gegner trafen am Samstag in der Wilhelmshavener Innernstadt aufeinander. Die Rechtsradikalen hatten zu einem „Nationalen Aktions-und Kampftag“ aufgerufen, mehr als 40 Organisationen und Initiativen zu einer Gegendemonstration.

Beide Seiten führten einen Krieg der Lautsprecher. Hier ein Kleinbus in schmutzig-oliv. Dort einer in rot. Hier die Parole: „Wir wollen keine Asylantenheime“. Dort die Botschaft: „Wir wollen keine Nazischweine“. Aus einem Doppellautsprecher dröhnten ausländerfeindliche Parolen und die Botschaft, man freue sich auf die nächste Begegnung mit den „antifaschistischen Freunden von der anderen Feldpostnummer“.

Die Polizei hielt derweil die Kontrahenten auf Distanz. So konnten die die Rechtsextremisten letzlich unbehelligt abziehen. Verletzte gab es nicht. dpa

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