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Lacrimosa dies illa*

■ Blau-Weiß 90 muß ohne Lizenz zum Schuldenmachen ab zu den Amateuren

Berlin. Am Tag des Pokal-Finales im Olympiastadion wies der Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Beschwerde des Zweitligisten Blau-Weiß 90 gegen die am 15. Mai durch den DFB-Ligaausschuß ausgesprochene Lizenzverweigerung zurück. Damit muß der Herbstmeister der 2. Liga Nord zwangsweise zurück in die Amateurklasse. Blau-Weiß ist als einzigem Verein die Lizenz für die neue Saison entzogen worden.

Blau-Weiß-Vizepräsident Hans Maringer sagte unmittelbar nach dem Beschluß enttäuscht: „Ich muß annehmen, daß der DFB da bei uns mit zweierlei Maß mißt. Zusätzliche Hoffnung hatte ich, als dem 1. FC Nürnberg mit einem zehnmal höheren Schuldenberg als uns die Lizenz gegeben wurde.“ Maringer bezifferte die Blau-Weiß-Schulden mit zwei Millionen Mark und sagte: „Wir waren bereit, die Unterdeckung durch Bürgschaften abzusichern.“

Mit Blau-Weiß verläßt ein Berliner Traditionsverein zumindest für ein Jahr den Profifußball. Unter dem Namen Union 92 war der Verein 1905 einmal sogar Deutscher Meister geworden. 1984 konnte Blau- Weiß in die zweite Liga aufsteigen. 1986 wurden die Mariendorfer gar erstklassig. Das Gastspiel währte nur ein Jahr und endete mit 18:50 Punkten.

Hohe Ziele setzten sich die Blau- Weißen vor der Saison 1991/92. „Wir wollen die Nr.1 in Berlin werden und so schnell wie möglich aufsteigen“, sagte Präsident Tomas Hünerberg vor Saisonbeginn. Unter Trainer Uwe Klimaschefski blieben im Stammteam nur neun Alte übrig, kamen elf Neue dazu — ein ungesundes Verhältnis, wie sich noch zeigen sollte. Mit Klimaschefski-Nachfolger Wolfgang Metzler, Ex-Profi und früherer Amateur-Trainer bei Blau- Weiß, nahm das lange Leiden seinen Anfang. Die Mannschaft verpaßte nicht nur die Meisterrunde, sondern hätte sogar eine Relegation zum Erhalt der zweiten Liga spielen müssen. Der Umzug aus dem riesigen Olympiastadion in den Jahnsportpark wurde von den immer weniger werdenden Fans nicht nachvollzogen. Am Ende kamen nur noch ein paar hundert zu den Heimspielen. Neben der sportlichen Misere belasteten nun immer stärker die wirtschaftlichen Probleme. Gehälter blieben aus oder wurden mit zum Teil erheblichen Verspätungen gezahlt. dpa

*lat: Tag der Tränen, Tag der Klagen

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