piwik no script img

„Jäger“-Absturz gefährdet Industrie

■ Bundesverband der Luft- und Raumfahrtindustrie sieht „wertvollste Spitzentechnologie“ entschwinden

Bonn (dpa/taz) — Der Absturz des Supervogels „Jäger 90“ kommt die Industrie teuer zu stehen. Ein Ausstieg aus dem teuersten und umstrittensten Rüstungsprojekt der Bundesrepublik stellt nach Angaben der Luftfahrtindustrie die Existenz vieler deutscher Unternehmen in Frage. Der Technologieverlust beträfe Industriebereiche und Firmen weit über die Flugzeugproduktion hinaus, warnte gestern das Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Luft-, Raumfahrt- und Ausrüstungsindustrie, Hans-Peter Reerink. Die überwiegend mittelständisch strukturierte Ausliefer- und Zulieferindustrie beschäftigt nach Angaben von Reerink über 30.000 Menschen. Davon hingen 10.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom „Jäger“-Programm ab. Es entscheide nicht nur über Erhalt und Fortführung „wertvollster Spitzentechnologie in Deutschland, sondern auch über die wirtschaftliche und technologische Zukunft eines gesamten Industriebereichs in Deutschland und über die Existenz und Konkurrenzfähigkeit von Hunderten mittelständischer und kleinerer High-Tech-Unternehmen“. Der Stückpreis des unter Federführung von Daimler-Benz entwickelten europäischen Jagdflugzeugs wird mit 95 Milliarden Mark angegeben.

Die mittelständischen Ausrüstungs- und Zulieferfirmen für die „Jäger“-Produktion umfassen laut Reerink rund 500 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von weit über zehn Milliarden Mark. Regional verteilen sich die Unternehmen auf das gesamte Bundesgebiet; der Schwerpunkt liegt in Bayern. Auch in den neuen Bundesländern Brandenburg und Sachsen würden entsprechende Luftfahrtunternehmen aufgebaut.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen