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Greenpeace zieht Bilanz

Trotz Spendenrückgangs ist die Organisation optimistisch/ Treue Spender und FCKW-freier Eisschrank  ■ Aus Hamburg Vera Stadie

Im letzten Herbst sind die Spenden an Greenpeace um ein Zehntel zurückgegangen. Geschäftsführer Thilo Bode führt diesen Einbruch auf die Berichterstattung des 'Spiegel‘ zurück, der im Oktober den Verein als undurchsichtige Geldmaschine auf den Titel hob. „Bei uns ist alles in Ordnung“, versicherte Bode gestern in Hamburg bei der Bekanntgabe der Jahresbilanz 1991 und blickt getrost in die Zukunft. Denn die Einnahmen sind im vergangenen Jahr gegenüber 1990 um 4,5 auf insgesamt 60 Millionen Mark gestiegen. Es gäbe da einen festen Kern von Spendern, berichtet der Geschäftsführer, durchschnittlich 35- bis 45jährige Akademiker, die gut verdienen, ihren Müll trennen und Greenpeace sehr treu sind. Zur Zeit sind es in Deutschland 690.000 Förderer und 337.000 Einzelspender, die die Hälfte der internationalen Aktivitäten der Umweltorganisation finanzieren.

Die Medienschelte löste heftige Diskussionen innerhalb der Umweltorganisation aus. „Die Vorwürfe saßen tief“, sagt Pressesprecherin Claudia Sieg. „Die Stimmung war im Keller“, gibt Hans Laing, der Leiter der Anti-Atom-Kampagnen zu.

Im Winter büffelten in Hamburg zwölf Arbeitsgruppen über Strukturen und Strategien des größten deutschen Umweltvereins. Ergebnis ist unter anderem eine Satzungsänderung. Im derzeit 30köpfigen Verein, dem nationalen Entscheidungsgremium, das auch die Geschäftsführung einsetzt, sollen künftig auch Förderer und die Greenpeace-Arbeiter vor Ort mitreden dürfen.

Mit der Industrie geht Greenpeace in Zukunft nicht nur auf Konfrontation, sondern sucht auch den Dialog, so Bode. Man wolle gemeinsam mit willigen Autoherstellern über ökologisch verträgliche Mobilität nachdenken. In den nächsten Wochen will die Organisation den weltweit ersten serienreifen FCKW-freien Kühlschrank vorstellen, den Greenpeace zusammen mit einem deutschen Hersteller entwickelt hat.

Als Erfolge ihrer Kampagnen verbucht die „Geldmaschine“, daß die Antarktis als Weltpark eine Schonfrist erhält und die Firma Hoechst die FCKW-Produktion einstellt. Auch dazu, daß der Reaktor in Tschernobyl seit gestern vom Netz ist, haben Aktivitäten der Greenpeacer beigetragen. In ihrer Erfolgsbilanz für 1991 nennt die internationale Umweltorganisation auch ihr Energiekonzept für ein Rußland ohne Atom. Auch die massive Öffentlichkeitsarbeit nach dem Reaktor-Unfall in Sosnovi Bor bei Leningrad im März hätten dazu geführt, daß weitere Reaktoren des Tschernobyl-Typs innerhalb der GUS vom Netz genommen wurden.

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