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Was ist los in Tschernobyl?

Moskau (ap) — So erfreut vorgestern die Nachricht von der endgültigen Abschaltung aller vier Reaktoren im AKW Tschernobyl verbreitet wurde, so verwirrt war man gestern. Denn inzwischen hat die Regierung der Ukraine die Angaben von Bundesumweltminister Klaus Töpfer schon wieder dementiert. Der hatte am Rande der Düsseldorfer Umweltschutzmesse mit seinem ukrainischen Amtskollegen Juri Scherbak gesprochen und die Neuigkeit auch gleich offiziell verkündet: Sämtliche Reaktorblöcke in Tschernobyl liegen still.

Der stellvertretende Leiter der ukrainischen Vertretung in Moskau, Alexej Taruschkin, teilte gestern allerdings auf Anfrage mit, zwei der vier Kraftwerksblöcke seien weiterhin in Betrieb. Das ukrainische Parlament habe ursprünglich beschlossen, die gesamte Anlage im Norden des Landes bis 1995 stillzulegen. Später sei dieser Termin auf 1994 vorgezogen worden. Nach dem Urteil von Kernphysikern, so Taruschkin, sei eine frühere Schließung technisch nicht möglich. Mit dieser Meldung konnte sich nun wiederum Töpfer nicht zufriedengeben. Trotzig wiederholte er gestern in Bonn, sein ukrainischer Kollege habe ihm versichert, Tschernobyl sei „auf Dauer stillgelegt“ worden.

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