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NEU IM KINO: Black Robe Der mit dem Biber paddelt

In den letzten Jahren schien der Genre-Western schmählich zu verenden, doch dann fand Kevin Costner einen neuen Dreh. Bei ihm waren die Bleichgesichter die bad guys, er respektierte die indianische Kultur und stellte sie möglichst authentisch dar. Der Filmstar Costner war allerdings immer noch der strahlend weiße Held; insofern blieb der Film den alten Schablonen verhaftet.

In Black Robe (einem der ersten Nachfolger des Kassenerfolges) gibt es dagegen keinen Old John Shatterwayne mehr. Der Jesuitenpater Laforgue, von dessen abenteuerlicher Flußfahrt zu einer abgelegenen Missionsstation der Film erzählt, ist ein Anti- Held, der keine Waffe anfaßt, offen seine Angst und Unsicherheit zeigt und mit seinen Bekehrungsversuchen bei den Huronen nur Spott und Ablehnung erntet.

Ohne die befreundeten Indianer, die ihn begleiten, würde er keinen Tag in der Wildnis überstehen; Dem Pater aber, der verbissen versucht, sie zu missionieren, entsteht in seinem jungen französischen Begleiter ein Widersacher: Im Laufe des Films

„Black Robe“: der Ethno-Western mit Marterpfahl

verwandelt er sich innerlich wie äußerlich immer mehr in einen Huronen. „Die Indianer sind doch die wahren Christen“, sagt er. Allerdings zahlen die meisten Indianer dafür, daß sie sich mit den Missionaren verbündet haben, mit dem Leben.

Regisseur Bruce Beresford und der Autor Brian Moore, auf dessen Roman der Film basiert, haben offensichtlich die ethnografischen Quellen gut studiert. Die Indianer, ihre Kleidung, Gesten, Gebräuche und Stammessprachen (zum Glück wurde in der deutschen Fassung nicht wegsynchronisiert, sondern untertitelt) wirken authentisch. Die schönen Aufnahmen der herbstlichen Flußlandschaft schaffen den ruhenden Gegenpol zu den recht brutal und drastisch dargestellten Abenteuern. In bester Karl-May- Tradition wird da nichts ausgelassen: Überfälle, Gefangennahme, der Marterpfahl, die nächtliche Befreiung, eine interkulturelle Liebesgeschichte und der ewig betende Pater. Spannende Unterhaltung und eine sensible Darstellung des Konfliktes zwischen indianischer und katholischer Kultur ergänzen einander. „Black Robe“ ist ein Ethno—Western. Wilfried Hippen

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