: Gott ist doof
■ „Black Robe — Am Fluß der Irokesen“ von Bruce Beresford
Noch 'n Indianerfilm: Wieder fällt der weiße Mann unter die Rothäute, diesmal in Quebec, Neufrankreich anno 1634. Der Weiße ist ein Schwarzrock, ein französischer Jesuit. Pater Laforgue (Lothaire Bluteau) will unbedingt die Seelen der Algonkin, Huronen und Irokesen retten. Die Indianer finden allerdings ihre Seelen, so wie sie sind, ganz in Ordnung, der Pfaffe ist ihnen ganz und gar nicht geheuer. Egal, Laforgue ist ein zäher Brocken und missioniert auf Teufel komm raus.
Auf die immer wiederkehrende Frage der Indianer, was denn so toll sei an seinem Paradies, meint Laforgue, der als Rhetoriker eine ziemliche Niete ist: „Ihr könnt den ganzen Tag Gott anschauen.“ Was denn mit Sex, Essen, Trinken usw. im Himmelreich sei, haken die Roten nach. Alles gestrichen, versichert ihnen der Schwarzrock. Die Indianer halten ihn für total bescheuert. Dann macht sich der Priester daran, den Wilden die Bedeutung von Schrift beizubringen. Jetzt halten sie ihn für gefährlich. Sie engagieren einen Zauberer, der sich Laforgue mal etwas genauer anschauen soll. Der Medizinmann diagnostiziert, daß der seltsame Weiße in seinem langen, unpraktischen Gewand eindeutig ein Dämon sei. Das wiederum ist dem Pater äußerst peinlich, und er gibt sein Letztes, um diesen Ruf wieder loszuwerden.
Der Australier Bruce Beresford (Miss Daisy und ihr Chauffeur, Mr. Johnson) will mit seinem neuen Film Black Robe den christlichen Missionsgedanken in Grund und Boden stampfen. Das gelingt ihm auch mühelos. Schon nach wenigen Minuten kleben sämtliche Zuschauersympathien an Häuptling Chomina (August Schellenberg) und seinen Algonkins. Die versuchen wenigstens noch, den weißen Mann zu verstehen. Der Pfaffe hat nur Gott und warme Luft im Kopf und sieht die Ureinwohner der Neuen Welt allenfalls als Herausforderung. Schließlich führt sein Missionseifer zur Katastrophe. Damit ist Beresford natürlich konsequenter als Costner mit seinem Lt. John J. Dunbar, aber leider ist er auch langweiliger.
Wie in Der mit dem Wolf tanzt gibt es auch in Black Robe gute Rote und böse Rote, herrliche Landschaftsaufnahmen, jede Menge Orginalsprache, ein paar Sadismen und ein bißchen Liebe. Was es in der neuen Indianergeschichte nicht gibt, ist Humor. Man sollte doch annehmen, daß es beim Aufeinandertreffen zweier so unterschiedlicher Kulturen zu einigen amüsanten Mißverständnissen oder Zwischenfällen kommt. Doch gelacht wird nicht bei Beresford. So wälzt sich die ganze Geschichte ohne Auflockerungen zäh und todernst dem düsteren Ende entgegen. Karl Wegmann
Bruce Beresford: Black Robe. Mit Lothaire Bluteau, Aden Young, Sandrine Holt u.a. Australien/Kanada 1992, 110 Min.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen