: Guns N'Roses
■ betr.: "Wertkonservativ" von Thomas Groß, taz vom 29.5.92
betr.: „Wertkonservativ“ von Thomas Groß, taz vom 29.5.1992
Die taz ist für mich eine große Bereicherung im täglichen Mediendschungel. Schon oft habe ich mich köstlich über eine hervorragende und amüsante Berichterstattung begeistern können. Gerade deshalb kann ich den Bericht „Wertkonservativ“ über die amerikanische Band Guns N'Roses nicht nachvollziehen. Ich war zwar nicht in Berlin, habe jedoch das Konzert in Stuttgart miterleben können, was für mich zu einem der besten Open-airs der vergangenen Jahre gehört. Mit einer perfekten Bühnenshow, einem immensen Aufwand an Technik und einer durchaus hervorragenden Soundqualität wurde dieses Open-air zum Erlebnis. Guns N'Roses schreiben Musikgeschichte, vereint die Band doch verschiedene Musikrichtungen und Zeitabschnitte in ihren Songs. Sie öffnen den Hardrock einer breiten Öffentlichkeit; mit Balladen wie Don't Cry, Rockhymnen wie Paradise City und verschiedenen Coverversionen wie Bob Dylans Knockin' on heavens door erreichen sie ihr Ziel. Guns N'Roses schwimmen nicht mit auf einer Welle, wie dies Thomas Groß in seinem Bericht behauptet, sie sind die wohltuende Brise in einer verschlafenen Rockepoche. Gerade ihre Darstellung des „normalen Arschlochseins“ macht sie so erfolgreich. Sie drücken die amerikanische Gegenwart musikalisch aus.
Hardrock ist die weiße Form der Rap-Musik. Ausdruck von sozialer Ungerechtigkeit, autoritären Strukturen und gesellschaftlicher Intoleranz. Hardrock in Form des Open- airs von Guns N'Roses ermöglichte vielen jungen und auch älteren Leuten die Möglichkeit des Abschaltens, des Ausflippens und auch der Gemeinsamkeit. In unserer Zeit eine seltene Gelegenheit, Gefühle zu zeigen. Hardrock ist im Gegensatz zum stupiden Techno gefühlvoll, Ausdruck von gesellschaftlicher Einstellung. Sicherlich verdient die Band nicht schlecht damit, aber auch Bob Dylan ist heute mehrfacher Millionär. Musikkritik sollte und muß subjektiv bleiben, doch Thomas Groß hat sich ein Open-air angesehen und sich auf eine Band eingeschossen. Hat er vielleicht die Ankündigung von Sänger Axl Rose beim Schlagzeugsolo in den falschen Hals bekommen, als dieser meinte: „Those people from the press which don't like it, they should fuck off“? Arndt Peltner, Nürnberg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen