: „Popstar kann man mal ausprobieren“
■ Fury in the Slaughterhouse zieht Rock'n'rollmäßig in die Welt hinaus / Am 14. Juni in Bremen beim Go-Bang-Fest
Fury in the Slaughterhouse, kommt langsam weltweit auf die Sprünge. Die Hannoveraner Rock-Pop-Band produziert Vier- Minuten-Ohrwürmer und präsentiert sie mit kessen Sprüchen dem Publikum. Über Karriereaussichten sprach die taz mit Sänger Kai Wingenfelder und Schlagzeuger Rainer Schumann.
taz: Eure Karriere hat mit einer Bombendrohung begonnen.
Rainer Schumann: Sie setzte sich durch eine Bombendrohung fort. Als wir unsere Deutschlandtour gemacht haben, wollten wir unbedingt alle wichtigen Plattenfirmen ins „Logo“ nach Hamburg einladen. An die Teldec haben wir ein Fax geschickt: „Auf ihrer Damentoilette liegt eine Bombe. Wenn Sie nicht zum Konzert kommen, explodiert sie.“ Die haben die Toilette für zwei Wochen gesperrt. Das Ganze hat 500 Mark Schadenersatz gekostet. Hart, aber wahr.
Hat der Drohbrief genützt?
Kai Wingenfelder: Das hat natürlich zur Verbreitung unseres Namens beigetragen. Zum Konzert kam aber keine Plattenfirma.
Jetzt kommt die steile Karriere?
Schumann: Wir sind dabei.
Wingenfelder: Wenn ich irgendwo oben auf einem Haus stehe, zieht es mich immer so merkwürdig an den Eiern. Man fällt ziemlich schnell herunter. Aber ich habe nichts dagegen, wenn die Karriere sauber geht und in kleinen Stücken.
Schumann: Ich war noch nie Popstar. Kann man mal ausprobieren. Hauptsache, es ist nicht so ein Hauruck-Ding.
Singt Ihr auf Englisch, um international bekannt zu werden?
Wingenfelder: Unsere Musik gibts einfach nur in Englisch.
Killing Fountains — das Lied über den Golfkrieg, warum kann man das nicht in Deutsch singen?
Wingenfelder: Wir sind einfach eine Rock'n'roll-Kapelle.
Rock'n'roll muß Englisch sein?
Wingenfelder: Muß nicht, Aber ich bin damit groß geworden. Und meine ganzen Einflüsse sind englisch. Auf der anderen Seite ist es so: Ich haben keine Lust, daß mich nur die 80 Millionen in Deutschland verstehen. Ich möchte, daß das ein Engländer genauso kapiert wie ein Franzose.
Englisch fördert den Plattenverkauf.
Schumann: Hoffentlich. Ich kenne 238 Kapellen, die auf Englisch singen und trotzdem nichts verkaufen.
Ein Lied habt Ihr Rita Süsmuth gewidmet.
Wingenfelder: Ja, als Rita noch gesundheitsmäßig drauf war, hat sie diese fantastische Aids-Kampagne gefahren. Da haben wir ein Lied gegen Kondome gemacht. Ich hasse diese Plastik-Dinger, ich komme nicht klar damit. Alle Leute haben damals Lieder für Safer-Sex gemacht. für Kondome und weiß der Henker was. Oben ein Tütchen und unten ein Tütchen. Ich bin auch nicht scharf auf Aids, aber Gummitüten kannste mir auf den Bauch binden.
Ist es Euch in Hannover nicht zu langweilig?
Wingenfelder:Nein, im Moment ist es eigentlich schick hier. Zum Arbeiten ist Hannover die geeignetste Stadt, die ich kenne. Sie ist so schön klein. Man kommt überall mit dem Fahrrad hin. Es gibt Möglichkeiten, wo man spielen kann und die Übungsräume sind da. Das Jungendzentrum Glocksee, wo wir seit Anfang an proben, hat ein total nettes Ambiente, die Bands helfen sich untereinander. Weil es hier keine großen Plattenfirmen gibt, ist die Konkurrenz kleiner. Also auch der Neid. Im Gegensatz zu diesen Multi-Media-Städten, wo die eine Band die andere am liebsten mit der 38er über den Haufen schießen würde, weil sie ihr vielleicht den Plattenvertrag wegschnappen könnte.
Fragen: Hannes Koch
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