: Goodbye Norma Jean
Am vergangenen Montag vor 30 Jahren hatte sie ihren letzten Arbeitstag, ihren letzten Auftritt in der Öffentlichkeit und ihre letzte Geburtstagsfeier: die 20th Century Fox warf Marylin Monroe raus, mitten aus den Dreharbeiten des Films Something's got to give. Am 4. August 1962 beging Marylin Selbstmord, zwei Tage bevor die Dreharbeiten wieder aufgenommen werden sollten.
Die Geschichte dieses letzten Monroe-Films zeichnet eine Dokumentation nach, die die Fernsehdivision des Unterhaltungskonzerns Fox im vergangenen Jahr hergestellt hat. Marylin — ihr letzter Film erlebte anläßlich des Kölner Medienforums seine Deutschlandpremiere. Am Pfingstmontag um 22.10 Uhr können auch die Abonnenten des Pay-TV- Senders Premiere in den Genuß bisher unveröffentlichten Filmmaterials mit Marylin Monroe kommen.
Daß der amerikanische Autor Henry Schipper diesen Film überhaupt für die Fox-TV hat drehen können, ist ein kleines Wunder: Zunächst einmal sah es im Umfeld der Dreharbeiten zu der Ehekomödie von 1962 so aus, als schlittere das Hollywood-Studio in die Pleite. Damals gingen nämlich die Dreharbeiten zu Cleopatra mit Elizabeth Taylor schon ins zweite Jahr, der Etat war von ursprünglich 5 auf 30 Millionen Dollar aufgebläht. Den einzigen Film, den man sich zusätzlich noch leisten konnte, war Something's got to give, denn Marylin hatte noch eine vertragliche Verpflichtung aus dem Jahre 1956 zu erfüllen, eine Filmrolle für die bescheidene Gage von 100.000 Dollar.
Doch der Star hatte psychische und gesundheitliche Schwierigkeiten, erschien tagelang nicht zu den Dreharbeiten, kam stundenlang nicht auf Touren. Schließlich war der Film schon 16 Tage über dem Drehsoll, Marylin Monroe flog raus. Der Film wurde nie vollendet, die Originale geklaut. Erst 1982 wurden acht Rollen Rohschnittmaterials in einem Lager der Fox gefunden. Henry Schipper konnte es erst nach jahrelangem juristischen Streit verwenden. Produzenten, Cutter, Marylin- Double und — typisch amerikanisch — ausgerechnet die Tochter von Marylins Therapeuten kommen zu Wort. Ein Muß für Marylin-Fans. Allerdings kein Anlaß, sich extra dafür den Code-Schlüssel für den Pay- TV-Sender zuzulegen. Bleibt zu hoffen, daß Premiere diese 45minütige Dokumentation wenigstens noch an einem anderen Sendetermin unverschlüsselt ausstrahlen wird. Jürgen Bischoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen