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KOMMENTARDie gute Sitte

■ Kalifornische Träume? Komplizinnen? Intimterror?

Eins der letzten Lebenszeichen gab die Frauenbewegung der achtziger Jahre mit der Anti-Pornographiekampagne der Schwarzerschen „Emma“. Das kam mir ja immer ein bißchen eng, ein bißchen peinlich vor. Nun kommen die kalifornischen Traumjungs angereist, ihre Schau ist deutlich pornographisch — und die Frauen, die sie besuchen, machen ihr Fest daraus, genießen es. Die, die bereitwillig mit auf die Bühne gehen, sind aktiver Teil dieses öffentlichen Exihibitionismus.

Wie finden wir das? Frei? Tabubrechend? Eben voll geil? Oder bekehren wir uns, verspätet, zu Alice Schwarzer und geißeln die Frauen als Verführte eines Gewaltzusammenhangs, als Komplizinnen? Oder satteln wir, besteigen wir ein neues Pferd der pfeilgeschwinden Kritik und beklagen sie als Opfer des „Terrors der Intimität?“

Ich für mein Teil sattle ab. Wenn die Frauen sich für ihr Geld ein bißchen Obszönität leisten, einzelne dabei die Peinlichkeitsgrenze überqueren, es muß mir nicht gefallen. Aber an diesem Kommentarplatz, der ein öffentlicher ist, sind die guten Sitten, auf die zu achten ist, die öffentlichen. Kalifornische Traumjungs gehören nicht dazu. Uta Stolle

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