: Sorgen mit dem Borgen
■ Abebbende Kreditfreude bei den Ostdeutschen
Dresden (dpa) — Hier lockt ein Schnäppchen und da ein günstiges Ratenangebot. Seit der Währungsunion vor gut zwei Jahren haben nicht wenige Ostdeutsche ihren Kaufrausch ausgelebt — in vielen Fällen per Kredit. Wenn dann unerwartet Arbeitslosigkeit die Haushaltskasse schmälert und die Rückzahlung stockt, steht der Gerichtsvollzieher ins Haus.
Rund 1.500 Vollstreckungsaufträge treffen monatlich etwa bei den acht Dresdner Gerichtsvollziehern ein. Die geforderten Beträge reichen von 55,20 Mark für ein sehr intimes Versandhaus bis zu 80.000 Mark, die eine gescheiterter Jungunternehmer schuldet. Gerichtsvollzieherin Elke Müller muß in den meisten Fällen ein- bis zweitausend Mark für Versandhausrechnungen eintreiben. Dazu darf sie Vermögens-, doch nicht Haushaltsgegenstände der Schuldner pfänden und versteigern. Häufig findet Frau Müller jedoch nichts Pfändbares vor. Die vermittelnd angebotenen kleinen Raten können auch nicht alle zahlen. So bleibt derzeit die Hälfte aller Forderungen für die Gläubiger offen.
Henning Thiemann, Marketing- Direktor der Dresdner Stadtsparkasse, sieht den Kaufrausch langsam abflauen: Konsumentenkredite werden jetzt bewußter aufgenommen, Dispo-Kredite nicht mehr so häufig überzogen. Zwar vereinbaren nach seinen Erfahrungen immer mehr Kunden einen Dispositionskredit mit der Sparkasse, doch der gewährte Spielraum wird immer weniger ausgeschöpft.
Sorgen bereiten Thiemann eher die geplatzten Geschäftskredite. Bis Mitte 1991 sind viele Leute vor der Arbeitslosigkeit in eine unbedachte Selbständigkeit geflüchtet. Schon ein Fünftel der Existenzgründer aus seinem Bereich sei gescheitert.
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