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NEU IM KINO: „HIGHWAY 61“ On the Road again

Von Thunder Bay, Ontario, bis New Orleans, Louisiana, zieht sich der legendäre Highway 61, und man kann gut nachempfinden, mit welcher Sehnsucht ein kanadischer Kleinstadtfriseur namens Pokey Jones davon träumt, dieser Straße, die vor seinem Laden beginnt, in einem 63er Ford Galaxy bis zum Ende zu folgen. Regisseur Bruce McDonald ist auch Kanadier, und seine Kamera blickt genauso erstaunt und aufgeregt wie sein ruhiger, kleiner Held auf das Amerika, das sich vor ihm auf dem Highway entfaltet. „You've never been to America, 'right?“ wird Pokey einmal gefragt — das klingt merkwürdig, aber McDonald drehte den Film tatsächlich wie einer, der dieses Land mit seinen Straßen, Landschaften, Menschen und Abenteuern zum ersten Mal erlebt. Die Story ist gut erzählt, aber dennoch Nebensache: Ein Sarg wird auf dem Dach des Autos durchs ganze Land gefahren (keck bei den „Leningrad Cowboys“ abgekupfert), ein abgebrühtes „bad girl“ schmuggelt Drogen in der Leiche, und ein Mr. Skin, der sich für den Teufel persönlich hält, verfolgt die beiden, weil er die Seele des Toten in die Hölle fahren lassen will.

Das ist manchmal spannend und meistens komisch, aber doch nur ein Vorwand, um dieses Auto und diese Kamera durch Amerika rollen zu lassen. Die Straße spielt die Hauptrolle — und ihre Musik, denn Highway 61 verläuft auch durch die Geschichte von Rock, Folk, Blues und Jazz. Ein gewöhnlicher Vorortbungalow wird als das Elternhaus von Bob Dylan präsentiert, in Kansas City wurden Miles Davis und Jimi Hendrix geboren und Pokey kann in Louisiana ohne Geld, verlassen und enttäuscht aus tiefstem Herzen sagen: „Here the blues war born. I can see why.“

Man spürt, welchen Spaß McDonald und seine Crew beim Drehen dieses Filmes hatten; Ihre Reiselust wirkt ansteckend, und deshalb stimmt alles. Die Bingospieler in einer Kleinstadtkirche, die sehr seltsamen US-Zollbeamten, eine Motoradgang, dekadente Rockstars oder die drei kleinen Mädchen der Watson Familie, die mit ihrem Daddy im Bus herumziehen und versuchen, mit sauberem „Feelgood Pop“ berühmt zu werden: Wir treffen sie unterwegs auf der Straße, in kurzen Szenen werden sie von McDonald authentisch und treffend portraitiert, und dann geht's schon weiter den Highway entlang.

Wilfried Hippen

Cinema 20.45 Uhr

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